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11.01.2017

Ring statt Achse

Umbau eines Wohnheims bei Antwerpen


Räumliche Bezüge für die Bewohner herzustellen und das Gemeinschaftsgefühl ebenso wie Selbständigkeit zu fördern, war das Anliegen, das Dierendonckblancke architecten (Ghent) bei der Umstrukturierung und Erweiterung der Betreuungseinrichtung Het Gielsbos im belgischen Lille, östlich von Antwerpen verfolgten.

Für die existierenden, stark baufälligen Pavillions des Wohnheims für Menschen mit geistiger Behinderung wurde 2009 ein Wettbewerb ausgelobt, der die Bausubstanz erneuern und das auf der grünen Wiese gelegene Ensemble um sieben Wohneinheiten erweitern sollte. Die Architekten gewannen die Ausschreibung mit ihrem Masterplan, der statt einer bisherigen axialen Trennung mehr Orientierung zueinander vorschlägt: Anstelle der zentralen Straße, die das Gelände vormals von Osten nach Westen unterteilte, installierten sie einen ringförmigen Erschließungsweg, der sechs neue, in Clustern angeordnetene Pavilliongruppierungen miteinander verbindet.

Die Ringstraße, die weniger für Autoverkehr als für das Befahren mit Rädern konzipiert ist, verbreitert sich, sobald sie durch eines der Cluster führt. Sie wird – einem Anger ähnlich – zum öffentlichen Hof der einzelnen Häusergruppen, die, um ein logistisches und aktiv bespielbares Zentrum erweitert, zu einer dörflichen Struktur zusammenwachsen. Dieser gewachsene Charakter wird durch den Materialmix der Fassaden und die abwechselnde Giebel- und Traufständigkeit einzelner Gebäudekomponenten verstärkt.

Obwohl jedes der fünf Häuser einer Wohngruppe auch mit den anliegenden Volumen verbunden ist, funktioniert es im Inneren autark. Die typischen Grundrisse verfügen je nach pflegerischen Anforderungen über Einzelzimmer mit eigenen Nasszellen oder große, gemeinschaftlich genutzte Bäder. Die Schlafräume sind in beiden Fällen um einen innenliegenden Patio organisiert. Mit Holzelementen und rot gefliestem Boden bestimmen praktische, aber ansprechende Materialien die Innenräume. Bunte Türblätter setzen Akzente und erleichtern die Orientierung. Großformatige Fenster verbinden das Geschehen im Hof mit den Aktivitäten in den Gemeinschaftswohnbereichen. Ein beeindruckend durchdachtes Projekt, das nicht umsonst mit den Preis für Architektur West-Flandern ausgezeichnet wurde. (kms)

Fotos: Filip Dujardin



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