Das Stichwort „Architektur in Wuhan“ lässt derzeit wahrscheinlich vor allem an schnellen Krankenhausbau denken – zu Beginn des Jahres 2020 brach in der chinesischen Millionenmetropole die Covid-19-Pandemie aus. Weniger bekannt ist hierzulande, dass die Stadt in der Provinz Hubai zu den wichtigsten Produktionsstandorten Mittelchinas zählt und ein Schwerpunkt der Eisen- und Stahlindustrie ist. Sie unterhält bereits seit 1982 eine Städtepartnerstadt mit Duisburg, die ins Leben gerufen wurde, nachdem Duisburger Ingenieure hier Ende der 1970er Jahre ein Kaltwalzwerk errichtet hatten. Ebenso wie im Ruhrgebiet steht jedoch längst auch in Wuhan der Umgang mit stillgelegten Werksgeländen und ihre kulturelle Nachnutzung auf der Agenda.
Zu den heute leer stehenden Industriedenkmälern der Stadt zählen die 1890 gegründeten Wuhan-Hanyang-Eisenwerke, die perspektivisch revitalisiert werden sollen. Auf einem circa 4.113 Quadratmeter großen Pilotgebiet auf der Südseite des Fabrikareals wurden nun zwei Werkstattgebäude aus den 1950er Jahren nach Plänen des Büros Lacime Architects (Shanghai) im Auftrag der Wuhan Rongjing Zhenyuan Real Estate Development Co. saniert und erweitert. Für das Projekt SUNAC 1890 wurden die beiden zentralen Bestandsbauten – eine ehemalige Sauerstoffproduktionswerkstatt und eine Sauerstoffladestation – im Inneren selektiv konserviert, äußerlich jedoch teils neu überbaut. Während einige gesichtslose Nebengebäude abgerissen wurden, blieben die Schornsteine ebenso wie die meisten der mittlerweile auf dem Gelände wachsenden Bäume erhalten.
Die beiden zwei- und dreigeschossigen Bestandsbauten, die parallel zueinander liegen, wurden durch einen neu hinzugefügten, halbtransparenten Baukörper verbunden. Er spannt sich wie eine Brücke vom zweiten Obergeschoss des höheren zum Dachgeschoss des niedrigeren Volumens, hier entstand zudem eine Dachterrasse. Das gesamte Ensemble ist durch ein rotes Ziegelmauerwerk mit kleinen quadratischen Öffnungen geprägt, dessen schadhafte Stellen renoviert wurden und das sich auch am Neubau wiederfindet. Während der dreigeschossige Bau sein ursprüngliches Erscheinungsbild weitestgehend behielt, wurde die zweigschossige Halle mit großen Verglasungen und einem mit Wasser animierten Vorplatz zeitgenössisch überformt. Das Raumprogramm des Komplexes umfasst unter anderem mehrere Ausstellungsräume, eine Bibliothek, Büros, einen Tagungsraum und eine Teestube. (da)
Fotos: Inter_mountain images, Qiwen Images
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stauBmeier | 04.05.2021 15:49 Uhrich finde, dass
wenn hier keiner was zu dem Projekt schreibt,
das einer großen Auszeichnung gleich kommt.
Zurecht!
Sind denn alle so "sprach"los wie ich bis gerade?