Die weitläufigen Polder der niederländischen Provinz Südholland ergeben ein eindrucksvolles, wenn auch flaches Landschaftsbild. Im Vorteil sieht man sich, wenn man diese auch überblicken kann – ein alter Wasserturm bietet sich da an. Gelegen auf einem Deich am Fluss De Lek in der Gemeinde Nieuw-Lekkerland erwarben 2013 zwei Cousins den damals ungenutzten Wasserturm Nieuw-Lekkerland. Mit dem Umbau in ihr eigenes Zuhause erfüllten sich die Beiden einen Kindheitstraum. Unterstützung erhielten sie vom Büro RV Architecture aus Lexmond bei Utrecht, deren Arbeit letztes Jahr mit dem Niederländischen Wasserturmpreis ausgezeichnet wurde.
Bei der Bauaufgabe ging es zunächst um die Frage, wie man sich den Turm aus dem Jahr 1915 zum Wohnen aneignen kann, ohne dass dessen einzigartiger Charakter verloren geht. Das Motto der Architekt*innen war, nicht den Wasserturm in ein Wohnhaus zu verwandeln, sondern das Leben im Wasserturm zu ermöglichen – ein Ansatz, der auch von der Jury des besagten Preises gelobt wurde. Die Raumfolge entstand auf sechseckigem Grundriss über gerade einmal neun Metern Breite und mit geringem Budget. Vertikal ist der Turm in drei, jeweils zweistöckige Bereiche untergliedert. Als Eingang dient ein gemeinschaftlich genutzter doppelgeschossiger Raum mit Galerie. Darüber erhalten die beiden Familien jeweils getrennte Wohn- und Schlafräume. Die Erschließung erfolgt über eine Wendeltreppe im Südwesten, innerhalb der beiden Wohnungen verbindet je eine eigene Treppe die zwei Etagen. Der oberste Raum über einer niedrigen segmentbogenförmigen Kuppel dient als Kinderzimmer.
Eine weitere Herausforderung bestand darin, großzügige Öffnungen für Tageslicht in die Wohnungen einzulassen, ohne dass der schlichte Ausdruck des Bauwerks verloren geht. RV Architecture entschied sich zu punktuell großflächigen Verglasungen, die sich bewusst von den kleinen karoförmigen Fenstern des Bestands absetzen und gezielte Ausblicke in die Landschaft bieten. Sie fügen sich in die robuste Erscheinung des Turms ein und steigern die Qualität der Innenräume beträchtlich. Abgeschlossen ist das Projekt aber noch nicht ganz – im alten Wassertank in der Spitze ist später noch der dort passende Pool geplant.
Text: Marius Birnbreier
Fotos: René de Wit
Zum Thema:
Die Gewinner des Wasserturmpreises der letzten Jahre finden sich hier.
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Johann Maier | 06.02.2021 10:17 UhrAuf den Innenaufnahmen
kann man erkennen, welchen Schaden Möbel anrichten können.