Es ist schon erstaunlich, wie stark sich eine ganze Baufigur ändern kann, wenn man ein paar Hinzufügungen macht. In Madrid haben José María de Lapuerta und Paloma Campo von De Lapuerta Y Asensio Arquitectos (Madrid) ein Kulturzentrum in einem Wohnviertel umgebaut. Anstatt ein ganz neues Zentrum zu bauen, wie ursprünglich vom Bezirk Mostoles geplant, haben die beiden die bestehende Siebzigerjahre-Struktur umgebaut und einige Anbauten hinzugefügt.
Schon der Bestand aus weißem Backstein hatte eine auffällige Sheddach-Struktur. Doch jetzt hat sich durch die drei Anbauten eine recht wilde Dachlandschaft gebildet, deren gekappte Satteldächer unterschiedlich hoch und entgegensetzt orientiert sind. Den Bestand verkleideten die Madrider Architekten mit einem matten Industriemetall. Die Fassade der neuen Anbauten hingegen ist markant: Gefächerter, schwarzer Backstein. Farbe und Materialwahl grenzen zwar Alt- und Neubau voneinander ab, sind jedoch derart aufeinander abgestimmt, dass der Bestand mit seinen Hinzufügungen deutlich als neue Einheit erkennbar wird. Schließlich formen die Architekten mit ihren Anbauten einen kleinen Vorplatz, der den Gebäudekomplex des Kulturzentrums auch städtebaulich als Ganzes kennzeichnet.
Mittelpunkt des Kulturzentrums war und ist die Bühne. Den ursprünglichen Theatersaal, mit festen Sitzen und statischer Bühne, wurde zu einem Multifunktions-Saal mit beweglicher Einrichung umgewandelt. Die drei Anbauten erweitern die bestehende Bibliothek und das Theaterdepot, eine Cafeteria wurde ganz neu eingerichtet. Zur Beleuchtung der Räumlichkeiten, die vor dem Umbau noch Fenster an den Außenwänden hatten, setzten Lapuerta und Campo Polycarbonat an die Schnittstellen der Decken zwischen Neubau und Bestand. Polycarbonat und Industriemetall – das Duo musste offenbar mit einem geringen Budget arbeiten. Der ästhetischen und räumlichen Wirkung hat das keineswegs geschadet. (sj)
Fotos: Miguel de Guzmán
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