Beim Namen
Exfoliate mag man zunächst an einen Schönheitssalon denken, der Hautpeelings anbietet – in Seoul heißt so jedoch ein neues Weingeschäft der Handelskette Nara Cellar. Die neue Filiale von Südkoreas führendem Weinimporteur eröffnete im Stadtbezirk Seongsu-dong, der derzeit als „Brooklyn von Seoul“ gehandelt wird, in einem Bestandsbau, der bereits zuvor diverse Gewerbe und Läden beherbergte. Sanierung und Umbau des Gebäudes wurden von den beiden jungen koreanischen Architekten
Joon Ma und
Ryu Ahn geplant. Bevor die Zwei ihr gemeinsames Büro
one-aftr mit Sitz in New York und Seoul gründeten, arbeiteten sie unter anderem für OMAs Forschungslabor AMO und Studio Libeskind.
Das in jüngster Zeit vor allem bei jungen Menschen populär gewordene Seongsu-dong liegt am nördlichen Ufer des Han-Flusses, direkt gegenüber von Gangnam, dem wahrscheinlich berühmtesten Ausgehviertel der Stadt. Neben den allgegenwärtigen Wohntürmen bestimmen kleine Fabrikgebäude und Lagerhallen die Szenerie. Viele dieser alten Strukturen standen zuletzt leer und werden nun zunehmend von Kreativen und Hipstern für ihre Zwecke umgenutzt. Die brutalistisch anmutende, L-förmige Nara-Cellar-Filiale passt sich mit ihrem von Improvisation und Purismus geprägten, unkonventionellen Charakter gut in diese neue Mischung aus Cafés, Kunsträumen, Bio-Restaurants und Designerboutiquen ein.
Angesichts der Beschränkungen von Budget und Zeitplan entschieden sich die Architekten für minimalistische Interventionen im Bestand und einen äußerst reduzierten Innenausbau mit OSB-Platten und U-Profilen, der den industriellen Charme des Gebäudes noch unterstreicht. Dieses unterteilt sich in einen gefließten und zur Straße hin großflächig transparenten Sockel mit dem Ladengeschäft, auf dem ein hell verputztes Obergeschoss sitzt. Ursprünglich wurde es von einem langen Fensterband durchschnitten, das im Zuge des Umbaus jedoch mit Ausnahme eines kleinen Fensters komplett geschlossen wurde. Durch diese Reduktion gewinnt der Baukörper eine klare, monolithische Ausstrahlung.
Den Übergang zwischen den gegensätzlich wirkenden Gebäudeteilen gestalteten one-aftr als dramatisch inszenierte Abbruchkante: Eine zuvor über den Schaufenstern befindliche Holzverkleidung, die ein kleines Vordach ausbildete, wurde entfernt und der Streifen offen gelassen, sodass der darunterliegende Rohbau auf ornamentale Weise zutage tritt. Während also das Obergeschoss ein puderfarbenes Putz-Make-up erhielt, wurde hier die oberflächliche Schicht regelrecht abgeschält – und letztlich doch ein klassisches Peeling vorgenommen.
(da)Fotos: Jang Mi
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genius loci | 23.08.2021 17:14 UhrGenial!
Gefällt mir gut. Könnten sich viele ein Stück davon abschneiden.. man kann auch mit wenig Eingriffen und günstigen Materialien ein doch irgendwie hochwertig anmutendes Gebäude schaffen. Bravo