Das Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung gegenüber der Museumsinsel eröffnet dieses Wochenende im Rahmen der Langen Nacht der Museen. Für den Umbau des Hauses ist raumlabor berlin verantwortlich. Dass ein Haus dieser Größe gänzlich der Kulturvermittlung gewidmet ist, ist nicht nur im Berliner Kontext ein Novum.
Von Alexander Stumm
Erst im März war bekanntgegeben worden, dass die Eigentümer das von David Chipperfield Architects errichtete Haus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) schenkten und dass diese das Haus der Vermittlungsarbeit widmen wird. Die Entscheidung, ein Haus dieser Größe gänzlich der Kunstvermittlung zu widmen, sucht tatsächlich weltweit ihren Vergleich. Das Galeriehaus ist in seiner Großzügigkeit und mit den vielen spektakulären Ausblicken auf die Stadt zweifellos ein beeindruckender Bau. Für die Vermittlung von Kunst sind die monumentalen, allzu kühlen Räume aber nicht unbedingt prädestiniert. Die Aufgabe der adäquaten Umgestaltung übertrug die SPK dem Berliner Büro raumlabor.
Das Architekturbüro wurde zuletzt für die Floating University gefeiert, wo 2018 ein buntes, antiautoritäres aber dabei durchaus anspruchsvolles Bildungsprogramm stattfand. Für das neue Bildungszentrum an der Spree wählte man eine geschliffenere Gestaltung als für das Projekt auf dem Tempelhofer Feld. Das Raumkonzept setzt sich aus vier Themenbausteinen zusammen: Erstens gibt es „Arena“-Bereiche – halbrunde oder rechteckige Sitzbänke und Tribünen aus Holz oder Stoff. Zweites Element ist die in jedem Stockwerk anders geartete „Wunderbox“. Diese können von Künstler*innen immer wieder neu bespielt werden und sollen Inspiration für die kreative Arbeit der Besucher*innen liefern. Diese wird in erster Linie auf modularen „Tischexperimenten“ stattfinden – das dritte Raumelement. Viertens wurden lange Regale eingesetzt, die als Lagerflächen für die diversen Materialien und zugleich als Displays für geschaffene Arbeiten fungieren sollen.
Die Einbauten sind – so der stimmige Grundansatz der Architekt*innen – weitgehend modular, flexibel aufbaubar und in eine Größe zerlegbar, dass sie in den geräumigen Aufzug passen. Die in den vier Etagen verteilten Werkstätten, eine noch im Aufbau befindliche Bibliothek sowie Medien-, Seminar- und Konferenzräume sollen so je nach Situation neu konfiguriert werden können. Frauke Gerstenberg von raumlabor berlin sieht, wie sie auf der heutigen Pressekonferenz bemerkte, die Einbauten als Anfang, der Möglichkeiten für die Zukunft offen lassen will. Prozessual und nach den Bedürfnissen der Nutzer*innen soll sich das gestalterische Konzept anpassen und weiterentwickeln. Zu einer Idee konnte sich das SPK nicht hinreißen lassen: raumlabor favorisierte eigentlich einen Eingriff in die Fassade im Erdgeschoss, um den Ort noch stärker im Stadtraum zu verankern und Bewohner*innen und Tourist*innen in das Gebäude zu locken.
Die neue Institution ist ein Meilenstein. So sehr es zu begrüßen ist, dass die Kunstvermittlung endlich die ihr zustehende architektonische Weihe erhält: Ob sie damit eine ihrer zentralen Aufgaben – Schwellen abzubauen und neue, sozial benachteiligte Besucher zu gewinnen – erreichen kann, muss sich erst noch beweisen. Vielleicht schon mit dem Programm an diesem Wochenende?
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Frauke | 02.09.2019 10:11 UhrUmbau?
War gestern mal drin. Also von Umbau würde ich in dem Fall nicht sprechen, eher von Ausstattung/ Möblierung. Dies fand ich in dem speziellen Fall aber eher positiv, und für Raumlaborverhältnisse überrraschend nüchtern. Wie auch bei der Gestaltung der Fläche im K20 in Düsseldorf tut ein etwas klareres und sorgfältiger gemachtes Design den inhaltlichen Vorschlägen von Raumlabor durchaus gut und wirkt auf positive Weise ordnend und die Rezeption erleichternd auf die diskursiven Verfahren..Insofern, meine Befürchtung nun ein weiteres eher infantiles und abgenutztes Holzpaletten Spektakel mit bunten Fähnchen zu sehen wurde auf angenehme Weise wiederlegt und ich würde sagen Raumlabor hat unter den gegebenen Umständen das Beste daraus gemacht.
Die Entscheidung in dem Gebäude die Kunstvermitttlung unterzubringen, halte ich dennoch für falsch. Weder wird die Kunstvermittlung dem Gebäude gerecht, noch das Gebäude der Kunstvermittlung.
Das Gebäude bietet zu wenig Freiraum für die Vermittlung und die Kunstvermittlung zuwenig eigene ästhetische Stärke um dem Gebäude gegenüberzutreten.
Da war mir das Chrom-Pillenregal von Damien Hirst zur ursprünglichen Eröffnung doch lieber als die weißen IKEA Boards mit Workshopergebnissen....