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25.04.2017

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Elphi des Ostens

Umbau des Dresdner Kulturpalasts von gmp


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Dort die silbrige Wolke, die kühn über einem alten Hafenspeicher schwebt, hier ein denkmalgeschützter, sachlicher Bau aus den Sechzigerjahren, der in historisierender Umgebung einen deutlichen Kontrapunkt setzt: Die Hamburger Elbphilharmonie und der nun zum Konzerthaus umgebaute Kulturpalast in Dresden scheinen zunächst nicht viel zu verbinden. Ja, beide Gebäude dienen einem Symphonieorchester als Spielort und beide Städte liegen sogar am gleichen Fluss. Aber sonst?

Es genügt ein Blick in den neuen Saal des Kulturpalastes, um auch architektonische Parallelen zutage zu fördern. Wie der große Saal in Hamburg ist nämlich auch der Dresdner Spielort in einer ovalen, weinbergartigen Konfiguration ausgeführt, die an Hans Scharouns berühmte Berliner Philharmonie denken lässt. Und die Gestaltung mit ihrem Kontrast zwischen dunklen Rängen und hellen Wänden folgt bei beiden Projekten ebenfalls diesem Vorbild. Dass der von gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner umgestaltete Kulturpalast mit seiner Nutzungsmischung außerdem als ein Ort der zwanglosen, bürgerschaftlichen Begegnung beschrieben wird, lässt ebenfalls an die stolzen Bewohner der Hansestadt und ihren neuen Lieblingsbau denken.

Soweit zu den Parallelen zwischen den Projekten, die aber in Dresden angesichts der konkreten architektonischen Umstände natürlich schnell verblassen müssen. Der Umbau des 1969 vom 2013 verstorbenen Dresdner Architekten Wolfgang Hänsch errichteten Kulturpalastes geht auf einen Wettbewerb zurück, den Meinhard von Gerkan, Stephan Schütz und Nicolas Pomränke bereits 2009 für sich entscheiden konnten. Erhalten blieb die äußere Erscheinung des nun energetisch sanierten Gebäudes und die grundsätzliche räumliche Organisation mit dem großen Südfoyer. Auch die Gestaltung aller unmittelbar öffentlich zugänglichen Innenräume verblieb weitestgehend im – nun ebenfalls gründlich sanierten – Originalzustand. So viel Wertschätzung für die Moderne war in Dresden lange nicht, was insbesondere der historischen Komplexität der Stadt äußerst gut tun dürfte.

Grundlegend verändert hat sich aber – neben dem vollkommen neu gestalteten zentralen Saal mit seinen 1.750 Plätzen – die Nutzung des Gebäudes, das dank seiner räumlichen und konzeptionellen Offenheit einen spannenden Gegenpol zur kleinteiligen Umgebung bildet. Unter dem Konzertsaal wurde beispielsweise ein multifunktionaler Kabarettsaal mit 250 Plätzen integriert, der das Gebäude auch für populärere Formate öffnet. Und rings um den Konzertsaal legt sich in den beiden oberen Geschossen auf knapp 5.500 Quadratmetern die neue Zentralbibliothek der Stadt. Deren Gestaltung durch gmp folgt mit ihren roten Akzenten den Leitmotiven der ursprünglichen Architektur. Das Foyer dient dabei als „hochfrequentierte Erschließung“ aller Nutzungen des quadratischen Volumens, das zusätzlich noch aus zwei weiteren Himmelsrichtungen direkt zugänglich ist.

Explizit erwähnt wird in der Presseerklärung zur Wiedereröffnung des alten, neuen Kulturpalastes am kommenden Wochenende selbstverständlich auch die Akustik des Saals, die nicht nur in enger Abstimmung mit dem Orchester entwickelt wurde, sondern die auch deutlich den „traditionell etwas dunkleren Klang der Dresdner Philharmonie“ unterstützen soll. Das klingt nach einem Grad der Anpassung, wie sie nicht mal flussabwärts der Hamburger Wunderbau zu bieten hat. (sb)

Fotos: Christian Gahl


Zum Thema:

Dem Kulturpalast und seiner Geschichte ist aktuell außerdem noch eine Ausstellung im Stadtmuseum gewidmet.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

mies antroph | 27.04.2017 18:57 Uhr

schade drum

So sehr ich die Arbeiten von gmp schätze - hier überzeugt doch eher die Sanierung der sechziger Jahre-Substanz bis hin zur kongenialen Bibliothek. Der Saal hingegen ist eine Enttäuschung und offenbar auch in der Detailverarbeitung mäßig. Da erinnert man sich doch wehmütig an die Qualität des originalen Innenraums, der nun zerstört wurde. Eine politisch motivierte Fehlentscheidung, die in Dresden Tradition hat.

5

peter | 26.04.2017 21:47 Uhr

kulti

absolut richtig, dass er erhalten wurde. meines erachtens aber zu unentschlossen

schließe mich max an.
typischer gmp-(um)bau - blutleer, langweilig, unambitioniert und nichtmal denkmalgerecht - trotz rotem teppichboden.

mir als nicht-dresdner und wessi erschließt sich das ddr-architektur-bashing nicht. wenn wir so argumentieren, dann müssten wir alle mittelalterlichen kirchen abreißen, schließlich war der klerus damals alles andere als zimperlich, und wie viele menschen mussten für kirchenideen ihr leben lassen oder ihre freiheit einbüßen.

sorry, aber der alte saal war gestalterisch um längen besser, meine persönliche meinung. klanglich keine ahnung, aber optisch schon.

4

ein dresden besucher | 26.04.2017 09:52 Uhr

und architekt

Grundsätzlich bin ich froh, dass das Gebäude nicht kaputt saniert wurde und man es nicht abgerissen hat!

In anderen Städten geht man mit sozialistischen Kulturgebäuden anders um und baut dafür neues Altes.

Ich bin gespannt wie es klingt!

3

Designer | 25.04.2017 18:23 Uhr

Architrostlos - nö

Schön dass der Kulturpalast in meiner Heimatstadt wieder in neuem Glanz erstrahlt. So ist eines der wenigen Gebäude des realen Sozialismus in Deutschland erkennbar und als Mahnmal des Kommunismus integriert in das heutige Leben.

Jeder der dort jetzt sein musikalisches "Unwesen" treibt kann damit den alten Genossen den Mittelfinger zeigen. Ätsch, nach dem Untergang klingt`s besser.

@max
Es ist eben ein sozialistisch, pragmatischer Charme der auch, wie oben schon geschrieben, als Mahnmal gegen Unterdrückung zu sehen ist. Ein Teil unserer Geschichte.

2

max | 25.04.2017 16:56 Uhr

himmel...

ohne jeglichen Charme!

1

Gratulant | 25.04.2017 16:28 Uhr

Schön

Von den Bildern zu urteilen ist die Sanierung wirklich gut gelungen.

Die Rückseite des Gebäudes ist allerdings problematisch, da ursprünglich als Anlieferungszone konzipiert und nun an die neue Altstadtbebauung grenzend. Hier wären Fotos interessant gewesen, hoffentlich konnte das Erdgeschoss etwas offener gestaltet werden

 
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