Jesuitenkolleg, Polizeidirektion, Staatsbibliothek, Zeichenschule, Universität, Statistikamt und Kreditanstalt: Münchens Alte Akademie, auch als Wilhelminum bekannt, hat hinter ihrer Renaissance-Fassade aus dem 16. Jahrhundert schon die unterschiedlichsten Nutzungen beherbergt. Nach dem Krieg wurde das Gebäude umfangreich rekonstruiert, seither zählt auch ein heute denkmalgeschützter Kaufhausbau von Josef Wiedemann zum Komplex. In den letzten Jahren hatte der Freistaat Bayern jedoch keinen Bedarf mehr für die Akademie, weshalb die Liegenschaft im Erbbaurecht auf 65 Jahre an die österreichische Immobiliengruppe Signa vergeben wurde. Diese plant nun umfangreiche Umbaumaßnahmen, um eine Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Wohnungen in das Ensemble zu integrieren. Ein geladener Wettbewerb mit hochkarätigen Teilnehmern brachte folgendes Ergebnis:
- 1. Preis: Morger Partner Architekten, Basel
- 2. Preis: Christ & Gantenbein Architekten, Basel
- 3. Preis: Caruso St. John Architects, London
Weitere Teilnehmer:
Das Wettbewerbsverfahren, das unter Vorsitz von David Chipperfield durchgeführt wurde, brachte mit Morger Partner Architekten eine Entscheidung für den vielleicht behutsamsten Entwurf. Die Basler Architekten erhalten die Fassade des Nachkriegsbaus und auch der sogenannte Schmuckhof, dessen Gestaltung ebenfalls von Wiedemann aus den Fünfzigerjahren stammt, bleibt in seiner Grundstruktur bestehen. „Die Verfasser verstehen sich nicht als Autoren, sondern als Interpreten des Gebäudeensembles – und es gelingt ihnen. Minimale Eingriffe oder Adaptionen reichen aus, um den Geist der unterschiedlichen Historie der Gebäude hervorzuheben“, so beschreibt es die Jury.
Nicht alle Entscheidungen der Architekten sind jedoch unumstritten. Insbesondere die Schließung der öffentlichen Passage, die durch den Kopfbau der Akademie hindurch und dann entlang des Kaufhauses führt, wurde kritisiert, weil damit ein typisch münchnerischer „Erlebnisraum der Fünfzigerjahre“ verloren gehe. Dass dafür allerdings der bisher geschlossene Schmuckhof für die Öffentlichkeit zugänglich wird, sorgt auch nach Meinung des bayerischen Generalkonservators Mathias Pfeil für angemessenen Ausgleich.
Insgesamt umfasst das Projekt „Alte Akademie“ eine Geschossfläche von rund 22.000 Quadratmeter, von denen etwa 20 Prozent auf Wohnen, rund 70 Prozent auf Handel und Gastronomie und die restlichen zehn Prozent auf eine Büronutzung entfallen. Der Zeitrahmen ist eng gesteckt, bereits Ende 2019 soll der Gebäudekomplex wieder in neuem Glanz erstrahlen. (sb)
Zum Thema:
Alle Entwürfe im Detail unter: www.alte-akademie.com
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