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17.02.2021
Exklusives Möbelrücken
UNStudio planen Wohnungsbau in München
„Flexibilität ist den Menschen heute wichtiger geworden als schiere Größe,“ schreiben UNStudio über ihr eben vorgestelltes Wohnbauprojekt, das sie in München für die Projektentwickler Bauwerk planen. Der Satz ist nicht nur eine etwas gewagte Behauptung angesichts der Realität des heutigen Immobilienmarktes. In ihm spiegelt sich vor allem ein Designkonzept wider, das die Amsterdamer für das Haus konzipiert haben.
Die circa 40 Quadratmeter kleinen Einzimmerwohnungen in dem Haus mit dem etwas albernen Namen Van B (in Anspielung an Bürogründer Ben van Berkel) sollen nämlich durch verschiebbare Möbelmodule unterschiedlich bespielt werden können. Neun sogenannte Plug-Ins haben die Architekt*innen entworfen, in denen sich nicht nur alltägliche Notwendigkeiten wie (Klapp-)Bett und (Klapp-)Schreibtisch verbergen, sondern auch speziellere Nutzungen wie das Equipment für das tägliche Workout.
Die vorliegenden Visualisierungen zeigen verschiedene Wohnszenarien, in denen jeweils drei ausgewählte Module in einer Reihe hintereinander geschaltet und über Schienen in der Decke geführt werden. Je nach Tageszeit oder Tätigkeit werden die Module aktiviert oder zusammengeschoben. Die unterschiedlichen Settings sollen aus den 40 Quadratmetern gefühlte 60 Quadratmeter machen, hoffen die Architekt*innen. Ein kleiner Balkon und ein Bay Window mit raumhoher Verglasung sollen zusätzlich für eine offene Atmosphäre sorgen.
Das Haus umfasst nicht nur die 90 Einzimmerwohnungen mit ihren Plug-Ins, doch diese dürfen getrost als eigentlicher Clou des Projekts gelten. Die Architekt*innen sprechen von einer wahren Bandbreite an Wohnformen, darunter 28 reguläre Wohnungen mit bis zu knapp 160 Quadratmetern Wohnfläche, 13 Dachwohnungen mit bis zu 172 Quadratmetern Fläche sowie einige dreigeschossige Wohnungen mit Gartenfläche zum Innenhof.
Günstig wird das alles selbstverständlich nicht werden, auch wenn der Standort des Hauses in der Infanteriestraße trotz Nähe zu City und Kreativquartier sicherlich nicht zu den Top-Lagen Münchens zählt. Das Projektvolumen gibt der Bauträger mit 140 Millionen Euro an. Dafür sollen bis 2023 auf dem 2.400 Quadratmetern großen Grundstück insgesamt 142 Eigentumswohnungen entstehen, die zu Preisen zwischen knapp 9.000 und knapp 25.000 Euro pro Quadratmeter verkauft werden, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Wichtiger als die Frage, inwiefern ein solches Haus zur Entlastung des überspannten Wohnungsmarktes beiträgt ist eventuell die Herausforderung, der sich die Early Adopters mit ihren Plug-Ins stellen werden. Denn klingt es nicht unpraktisch, den gesamten Schreibtisch aufräumen und einklappen zu müssen, damit das Multimedia-, Schlaf- oder Fitness-Plug-In aktiviert werden kann? Vielleicht verbirgt sich dahinter jedoch auch das sanft disziplinierende Moment und der möbelgewordene Appell an die digitalen Nomad*innen, endlich Arbeit und Freizeit präziser zu trennen und die viel beschworene Achtsamkeit tatsächlich zu leben. (gh)
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