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19.08.2019
Von Russland nach China schweben
UNStudio planen Seilbahn über den Fluss Amur
Die räumliche Beziehung der russischen Stadt Blagoveshchensk und der kleineren chinesischen Gemeinde Heihe ist vielleicht vergleichbar mit der von Frankfurt am Main und Offenbach. Benachbart und durch einen Fluss voneinander getrennt – in diesem Fall durch den Fluss Amur – ergibt sich ein sonderbares Gefühl von Lokalidentität. Dem europäischen Trend folgend, Seilbahnen als nachhaltiges öffentliches Transportsystem zu nutzen, hat man sich nun auch in Blagoveshchensk, 7.985 km von Moskau entfernt, dazu entschieden, ein solches Verkehrsmittel als Verbindung der beiden am Armur gelegenen Städte zu errichten, um deren Beziehung zu stärken. Den Entwurf für diese erste Landesgrenzen überschreitende Seilbahn inklusive eines Terminals lieferte UNStudio , die bereits Wettbewerbe für Seilbahnen in Amsterdam und Göteborg für sich entscheiden konnten.
Die Planung des Amsterdamer Büros, das sich im von der russischen Consulting-Firma Strelka KB ausgelobten Wettbewerb gegen elf andere internationale Teams durchsetzen konnte, sieht für das fast fünf Hektar große Grundstück einen polygonalen, terrassierten Gebäudekörper vor, der alle Funktionen des Terminals umfasst. Auf ca. 26. 000 Quadratmetern und über drei Geschosse verteilen sich Räume für Personenverkehr, Logistik, Gastronomie, Kommerz und ein Konferenzzentrum. Die Hallen des Terminals können in großen Schlaufen vom Erdgeschoss bis zu den öffentlichen, begrünten Rooftops durchlaufen werden. Alternativ kann man über großzügige Außentreppen direkt auf die „urbane Tribüne“ gelangen, eine erhöhte Plattform mit Terrassen und Restaurant. Die gestapelten, leicht verdrehten Geschosse dienen einer kuratierten Blickführung mit Aussichten auf jeweils Heihe oder Blagoveshchensk. Einen Empfangsraum außerhalb des Terminals schaffen UNStudio durch Abrücken des Terminals von der Uferkante des Flusses: Von hier aus können Besucher aus Heihe direkt zur „goldenen Meile“ gelangen, dem Boulevard entlang des Amurs.
„Ausdruck der kulturellen Identität und Podium für die Vermischung der Kulturen“, so lautet die Vision Ben Berkels von UNStudio für das neue Terminal. Referenz für den Entwurf war der Fluss Amur selbst. Im Winter eingefroren, wird er zur sozialen und kulturellen Platform. Die Zukunft wird zeigen, wie frequentiert die Bewohner die neue Seilbahn nutzen werden und ob und wie dies die Beziehung der beiden Städte verändern wird. Schnell ist die Seilbahn allemal: Auf zwei Linien fahren insgesamt vier Wagons mit Platz für 60 Personen, die Fahrzeit wird nur gut drei Minuten betragen. (kg)
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