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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Turnhalle_und_Schulumbau_im_Kanton_Zuerich_4562543.html

15.10.2015

Kein Sport im Singsaal

Turnhalle und Schulumbau im Kanton Zürich


Dass es in den frühen Dreißigern noch weitaus strenger in den Grundschulen zuging, lässt sich nicht zuletzt an der Architektur der Bildungseinrichtungen ablesen. Im schweizerischen Rikon in der Gemeinde Zell (Kanton Zürich) etwa steht eine Grundschule, deren gerasterte Fassade und hoher Uhrenturm noch von den Zeiten adrett gekämmter Seitenscheitel und ehrfürchtig gesiezter Klassenlehrer erzählen. Michael Meier Marius Hug Architekten aus Zürich haben den historischen Bau von 1933 umgebaut, um eine neue Turnhalle ergänzt und trotz Anpassung an die historische Architektur mit dem frischen Geist zeitgemäßer Grundschulpädagogik versehen.

Mit der Turnhalle formulieren die Architekten ein neues Ensemble auf dem Grundschulgelände. Der gewinkelte Betonbau ist aus der einfachen Form zweier aneinander gefügter Quader entworfen. Dennoch ist die Turnhalle nicht simpel: Die umgehenden großen Fenster harmonieren in Format und Rhythmik mit der Fensterreihung an der Längsseite des Bestands, die Pfeiler treten profiliert aus der Wand hervor. Gebälkartig lagern auf den Trägern Betonpaneele, die die vertikale Strukturierung der Fassade ins Horizontale übertragen.

Innen wird die äußere Komposition weitergeführt. Die Halle ist in den Souterrain gesenkt, so dass nun die Fenster den Raum von oben belichten. Eine Holzvertäfelung kleidet die Wände bis zum Ansatz des Fensterbands. Ebenso wie Micheal Meier und Marius Hug bereits auf der Betonfassade die statische Kontruktion visuell stark artikulierten, haben sie auch die Decke mit kräftigen Balken versehen.

Der bestehende Schulbau mit Turm wurde von den Architekten stilistisch behutsam umgebaut. Ihr tiefster Eingriff ist der Einbau von zwei zusätzlichen Klassenzimmern mit Gruppenraum im Dachgeschoss. Damit die äußere Erscheinung des Bestands gewahrt bleiben kann, erfolgt die Belichtung über grosse Dachflächenfenster, auf Dachausbauten verzichtet das Zürcher Büro. Ganz neu ist der sogenannte „Singsaal“. Dort, wo sich einst im historischen Hauptgebäude die Turnhalle befand, wird nun nicht mehr geturnt, sondern gesungen. sj

Fotos: Arazebra Andrea Helbling


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