RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Tunnel_in_Amsterdam_von_Benthem_Crouwel_4681509.html

28.01.2016

Zurück zur Meldung

Niederländisches Spektakel

Tunnel in Amsterdam von Benthem Crouwel


Meldung einblenden

Fünf Jahre dauerte es, bis knapp 80.000 Delfter Fliesen im traditionellen Maß von 13 mal 13 Zentimetern von Hand gefertigt waren. Seit kurzem schmücken sie den neuen Fußgänger- und Fahrradtunnel, der unter dem Amsterdamer Hauptbahnhof hindurchführt und die Innenstadt mit dem IJ verbindet. Der Entwurf für die sogenannte Cuyperspassage stammt von Benthem Crouwel Architects (Amsterdam, Aachen) und ist Teil eines Masterplans für den Amsterdamer Hauptbahnhof, mit dem die Architekten beauftragt sind.

Die Unterführung wirkt, als hätte man zwei Tunnels der Länge nach halbiert und leicht versetzt wieder zusammengefügt: Auf der einen Seite dunkler Asphalt und Metallgitter für die Radfahrer, auf der anderen, leicht erhöhten Seite Delfter Fliesen für die Fußgänger. Zusätzlich betont wird dieser Effekt durch die verspringende, helle Betoneinfassung der 110 Meter langen und zehn Meter breiten Passage. LEDs, die entlang der Bordsteinkante des Fußgängerbereichs angebracht sind, beleuchten den Tunnel zusätzlich und sorgen auch nachts für Sicherheit.

Die Fliesen, die von der niederländischen Grafikdesignerin Irma Boom entworfen wurden, führen den Passanten je nach Laufrichtung vom alten ins neue Amsterdam oder umgekehrt. Stadtseitig beginnt die Darstellung mit dem berühmten Bild des Kriegsschiffes Rotterdam, das die Heringsflotte führt, gemalt von Cornelis Boumeester (1652-1733). Wer genauer hinsieht, merkt allerdings, dass Irma Boom auf dem Heck des Segelschiffes das Rotterdamer durch das Amsterdamer Stadtwappen ersetzt hat. In Richtung Neustadt lösen sich die blauen Linien langsam auf, werden heller und verschwinden. Am Tunnelende färben sie sich wieder dunkelblau, hier ist die Wasserseite und der Schiffsanleger erreicht.

Mit der Cuyperspassage zeigen Benthem Crouwel, dass infrastrukturelle Planung funktional und schön zugleich sein kann – oder auch ein „true Dutch spectacle“, wie es die Architekten selbst bezeichnen. (ks)

Fotos: Jannes Linders


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

6fH9sQjPr5yX | 03.02.2016 13:13 Uhr

svD1ZIegrF6

That hits the target peflrctey. Thanks!

3

eon | 29.01.2016 15:27 Uhr

...

also ich finds geil

2

Jörg | 29.01.2016 11:36 Uhr

@ Pekingmensch

1. Die "Malerei" hier ist ja genaugenommen keine, handelt es sich doch um Delfter Fliesen. Die Boumeestersche Vorlage ist auch zu ihrer Zeit keineswegs Ausdruck "rückwärtsgewandten Traditionalismus" gewesen, sondern vielmehr Ausdruck lebendiger Tradition, gr0ßen individuellen Könnens und meisterlichen Handwerks. All dies wird hier in respektvoller Weise aufgegriffen, augenzwinkernd zitiert und ohne peinliche Anbiederung modern interpretiert. Der Rückbezug erfolgt im Wissen um die Besonderheit und Einzigartigkeit der nationalen Geschichte und Kultur, welche ohne Scham gewürdigt und fortgeschrieben werden kann und wird. Gegen derartiges würde auch hierzulande kaum jemand etwas einwenden.

2. Als ob nun ausgerechnet die deutsche Architekturlandschaft an einflussreichen "Hardcore-Modernisten" leiden würde! Das ist doch eine Mär.

Deutschland leistet sich immerhin gerade an prominentesten Stellen großmaßstäbliche Pseudorekonstruktionen längst untergegangener Gebäude und Stadträume (Berlin, Frankfurt, Lübeck, Dresden, usw.) Diese lassen aber bei genauem Hinsehen in der Tat eben jenen Respekt vor dem Echten und Alten vermissen. Hier werden Geschichte, Tradition, Kunst und Handwerk oft nicht nur ignoriert, sondern sogar verhöhnt. Die Grenzen zwischen dem Gestern und Heute verwischt. Dies scheint mir tatsächlich eher die vorwärtsgewandte Flucht ins Vergessen, statt Rückbesinnung auf die - eben nicht immer so gute - alte Zeit. Respektvoll und stolz scheint mir das gerade nicht.

3. Kennen Sie irgendwo auf der Welt "anheimelnde" Verkehrstunnel?

4. Mit den Kosten haben Sie vermutlich recht. Dass hierzulande kaufmännische Bedenkenträger und Erbsenzähler oft mehr Gewicht haben als Gestalter, ist keine Neuigkeit. Den Tag, an dem deutsche Architektur- und Landschaftsplanerbüros Aufträge und ordentliche Budgets für die attraktive und anspruchsvolle Gestaltung von Tunneln und Unterführungen erhalten, werde ich vermutlich nicht mehr erleben.


1

Pekingmensch | 29.01.2016 07:42 Uhr

Tunnelblick

Im Prinzip ein sehr gutes Verkehrskonzept und eine wunderschöne gestalterische Idee. Besonders anheimelnd wirkt der Tunnel aber ehrlich gesagt nicht.
Was das Wandbild betrifft frage ich mich, ob so etwas in Deutschland denkbar wäre – einerseits wegen der Kosten, andererseits wegen des 'rückwärtsgewandten Traditionalismus' der Malerei, den unsere deutschen Hardcore-Modernisten wahrscheinlich bemängeln würden.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Die Eingabe einer E-Mail-Adresse ist zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist jedoch nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

28.01.2016

Die Macht des Mondes

Kino in Montreuil bei Paris

28.01.2016

Conversation Piece

transmediale 2016 in Berlin

>
baunetz CAMPUS
Learning from Grabs
baunetz interior|design
Große Freiheit auf kleiner Fläche
Baunetz Architekt*innen
KRESINGS
Stellenmarkt
Neue Perspektive?