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25.07.2019

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Fellbachs Fetische

Triennale-Gestaltung von Atelier Le Balto


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Fellbach nordöstlich von Stuttgart ist so etwas wie ein brutalistisches Zentrum an der Peripherie. Hier stehen das Rathaus von Ernst Gisel, die Schwabenlandhalle sowie ein Gemeindezentrum von Klaus Franz und ein beeindruckender Komplex namens Wohncity – alles kühne, aufregende und gemeinschaftlich orientierte Betonwerke, die einen Besuch lohnen. Ein weiterer Reisegrund in die schwäbische Kleinstadt ist die Triennale Kleinplastik. Derzeit findet die 14. Ausgabe dieses ungewöhnlichen Ausstellungsformats statt.

Von Stephan Becker


Seit 1980 gibt es in Fellbach die Triennale Kleinplastik, die seit der Jahrtausendwende eng mit ihrem heutigen imposanten Ausstellungsort verbunden ist. Der sogenannte Alte Kelter sieht nach kuscheligem Fachwerk aus, ist aber eigentlich ein Zeugnis der Professionalisierung des Weinbaus Anfang des letzten Jahrhunderts. Rund 3.000 Quadratmeter überspannt das Dach der 1906 errichteten Halle, die mit nur zwei schlank profilierten Stützenreihen auskommt. Brigitte Franzen, Vorstand der Peter und Irene Ludwig-Stiftung, hat die diesjährige Ausgabe kuratiert. Die Ausstellungsgestaltung stammt vom Berliner Atelier Le Balto.

Franzen setzt den Fokus ihrer Ausstellung geschickt auf eine Auseinandersetzung mit dem kleinen Objekt an sich. Die Zahl im Titel „40.000 – Ein Museum der Neugier“ bezieht sich auf die Eiszeitkunst, die unweit von Fellbach in den Höhlen der Schwäbischen Alb gefunden wurde. Talismane, Totems oder Fetische – sie alle zeichnen sich durch eine Nähe zum menschlichen Körper und dessen Wohn- und Lebensumfelder aus. Für die aktuellen Arbeiten der über 60 beteiligten Künstler*innen bedeutet dies wiederum, dass auch Videoformate und großmaßstäblichere Installationen vertreten sein können – so lange sie eben im Bezug zu den uralten Kleinplastiken aus den Albhöhlen stehen. Dieser Kunstgriff öffnet die Triennale auf spannende Weise, wie man gleich zu Beginn bei einer multiperspektivischen Installation von Aleksandra Domanović sieht: Im Großen lassen sich hier kleine Körperdetails erkennen, während sonst oft auch kleine Kunstwerke dazu dienen, der großen Welt Maßstab und Proportion zu verleihen, wie Franzen im Katalog anmerkt.

Angesichts der Größe der Halle ist die Beauftragung von Atelier Le Balto, eines Landschaftsarchitekturbüros, für die Ausstellungsgestaltung folgerichtig. Erstmals wird die stattliche Architektur darum nicht durch Einbauten räumlich verkleinert, sondern ist in ihrer Gesamtheit erfahrbar. Im Sinne der Maßstabsfrage dienten den Architekten unter anderem die historische „Galerie d’Anatomie“ im Pariser Muséum national d'Histoire naturelle als Vorbild. In einem sanften Schwung „bewegen“ sich nun die Plastiken auf ihren Holzpodesten durch die Halle, die Linearität des Vorbilds wurde in die Breite erweitert.

Mit ihrer Triennale gelingen Brigitte Franzen und dem Team von Atelier Balto eine gute Balance. Einerseits ordnen sie die Beiträge der Künstler*innen in thematischen Clustern zu Musik, Körper, Totenkult oder Migration und Flucht, wozu auch – erstmalig in Fellbach – zahlreiche historische Arbeiten herangezogen werden. Andererseits lassen sie aber auch dem Bewegungsdrang der Besucher*innen genügend Raum, um sich die durchweg sehr gelungenen Arbeiten ganz nach eigenem Interesse zu erschließen.

Die 14. Triennale Kleinplastik Fellbach läuft noch bis zum 29. September 2019, sie ist Dienstag bis Sonntag geöffnet.

www.triennale.de


Zum Thema:

Wer in der Gegend ist, dem sei außerdem ein Besuch bei den Pavillons der Gartenschau Remstal empfohlen, in dem auch Fellbach liegt.


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Ausstellungsort „Alte Kelterei“ am Rand von Fellbach

Ausstellungsort „Alte Kelterei“ am Rand von Fellbach

Aleksandra Domanovic, Untitled, 2015

Aleksandra Domanovic, Untitled, 2015

Zum ersten Mal während der Triennale ist die Halle in ihrer Gesamtheit wahrnehmbar.

Zum ersten Mal während der Triennale ist die Halle in ihrer Gesamtheit wahrnehmbar.

Die Austellungsgestaltung von Atelier Le Balto ist von den Tier-Galerien naturhistorischer Museen inspiriert.

Die Austellungsgestaltung von Atelier Le Balto ist von den Tier-Galerien naturhistorischer Museen inspiriert.

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