„Dead is uncomfortable“, meinte einmal Galina Reznikov auf einer Trauerfeier mit der Mischung aus Weisheit und Pragmatismus, die dieser Figur aus der Serie „Orange is the new black“ zugeschrieben ist. Und genau wegen der Unbequemlichkeit des Themas Tod sollte alles drumherum möglichst maßvoll und ohne falsche Ablenkung sein. Das gilt insbesondere für die Architektur. Die beiden Büros Plasencia arquitectura und Barceló Balanzó Arquitectes aus Barcelona haben soeben eine Leichenhalle in dem katalanischen Städtchen Sant Vicenç de Castellet fertiggestellt und widmen sich dem Tod und der damit verbundenen Trauer mit einer ruhigen Sachlichkeit.
Das Gebäude der Leichenhalle, ein liegender Quader aus vorfabrizierten Betonplatten, ist auf einem Grenzgundstück angelegt und weitet so das Areal des Friedhofs aus. Das Gebäude ist zur Straße mit einem repräsentativen Eingang ausgestattet, wobei der Anspruch der „Repräsentation“ auf den zurückhaltenden Segmentausschnitt reduziert ist, der eine offene Vorhalle zum tatsächlichen Eingang des Leichenschauhauses formuliert. Ein schlichtes Stabgitter grenzt die Vorhalle zur Straße hin ab.
Der von außen auch dank der Gitter geschlossen wirkende Stahlbetonbau ist im Inneren mit großen Fensterflächen ausgestattet. Die Gänge zur Aufbahrungsstätte legen sich um einen begrünten Innenhof und sind komplett durchfenstert. Während die sonstige Einrichtung minimal bleibt, sind nur Licht und Natur zugegen. (sj)
Fotos: Filippo Poli
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Criftler | 14.10.2016 10:20 UhrTrauerhalle
Man könnte ja fast meinen, da bekommt der Begriff Trauerhalle eine neue Bedeutung.
Nein, ernsthaft. Bis auf die beiden traurigen Bänke, ist es doch ein dem Zweck wunderbar angemessenes Gebäude geworden. Sicher hätte es ein Tadao Ando vllt. besser hinbekommen, aber wer weiß das schon...