Dass der Präsident von Mexiko einen Neubau höchstpersönlich eröffnet, muss nicht immer eine Ehrung der Architektur sein. Denn mehr als dem Studio LegoRogers wird diese Ehre wohl dem Auftraggeber gegolten haben – Mexikos größte Bank BBVA Bancomer mit 20 Prozent Marktanteil hat schließlich in diesem 235 Meter hohen Turm in Mexico City jetzt ihren Hauptsitz.
Als „new urban landmark“ bezeichnen Rogers Stirk Harbour Partners (London) und Legorreta (Mexico City) ihren ersten gemeinsamen Büroturm. Rogers technoide Handschrift ist bei diesem Gemeinschaftsprojekt nicht zu übersehen: die enormen, diagonal über die metallisch-blaue Rautenfassade laufenden Stahlträger, die bunt markierten Einschnitte in den Baukörper und der angedockte, schlanke Fahrstuhlschacht, der wie eine Antenne spitz über das Hauptvolumen hinausragt. Eigentlich wurde er als höchster Bau von Mexiko geplant, doch schon zu seiner Eröffnung ist der Torre BBVA Bancomer nur der zweithöchste Turm des Landes und ab 2018 sollen ihn noch zwei weitere Bauten übertreffen. Dennoch bildet der 50 Geschosse hohe Turm gemeinsam mit den umgebenden Hochhäusern in Mexico Citys Finanzdistrikt ein imposantes Tor zu dem nahe liegenden Chapultepec Park.
Der Bau ist headquartermäßig repräsentativ: Die Höhe der Lobby im Erdgeschoss reicht über drei Etagen. Vom Eingangsfoyer sind Ausstellungs- und Konferenzsäle zugänglich, die als eigene, niedrige Volumen dem Turm angeschlossen sind. Der Tower selbst bietet alle neun Stockwerke einen öffentlich zugänglichen Garten, wofür das Team trapezförmige Tranchen horizontal aus dem Bau herausgeschnitten hat. Bunte Wendeltreppen – rosa, gelb, grün – kennzeichnen die Gärten schon von Weitem. Nicht nur repräsentativ, sondern auch flexibel soll der Neubau sein. Daher haben LegoRogers bei ihrem Gemeinschaftsprojekt die mächtigen Träger nach außen verlegt. Innen kann so, je nach Krise und wirtschaftlicher Lage der Bank, der Raum stets neu organisiert werden.
(sj)
Fotos: Dolores Robles Martinez Gomez, Lourdes Legorreta
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Aaron Moran | 16.02.2016 09:45 UhrWozu?
Man fragt sich was zwei unterschiedliche architektonische Ansätze miteinander zu tun haben. Einerseits die sogenannte High-Tech-Architektur und andererseits das ewige Problem, das Legorreta Architekten geprägt haben: 1980 Pritzker Price Luis Barragan. Dazu kommen noch der schlechte Boden Mexiko-Stadts, was für die Fundamentierung des Turmes sehr hohe Kosten bedeutet, und die nicht berücksichtige Stadterweiterung. Schön ist es, rosa, gelbe und blaue Terrassen zu haben und eventuell mit Farben die Skyline der Stadt zu prägen, aber in einem Land, das mit Korruption, Gewalt und Bildungsdefiziten zu kämpfen hat, wünscht man sich fast, dass die für den Bau des Turmes anfallenden Kosten in diese Probleme investiert werden. Das ein Präsident, der die Wahl durch Korruption gewonnen hat, den Turm eröffnet, ist nicht notwendig. Da sieht man leider das Fundament dieser Demokratie. Schade!