Mit der 2015 eröffneten Tissot-Arena hat die Schweizer Stadt Biel ein neues Fußball- und Eishockeystadion bekommen. Damit ging jedoch auch die Ära des seit 1913 betriebenen Gurzelen-Stadions zu Ende, das seit 2016 zwischengenutzt und zukünftig rückgebaut wird. Auf den dann verfügbaren Flächen des ehemaligen Sportareals plant die Stadt Biel nun ein neues Stadtquartier. Der Schweizer Uhrenhersteller Swatch hat sich in Gurzelen bereits mit seiner Zentrale nach einem Entwurf von Shigeru Ban niedergelassen, nebenan entsteht derzeit die genossenschaftliche Wohnsiedlung Jardin du Paradis. Im Sinne einer vorrausschauenden Planung für das wachsende Gebiet Gurzelen soll nun auch die Schulanlage Champagne aus den 1960er Jahren erweitert werden. Dazu lobte die Gemeinde Biel, die Eigentümerin des Grundstücks ist, im April 2019 einen offenen einstufigen Projektwettbewerb aus.
Das Wettbewerbsgrundstück grenzt nördlich an das Gurzelen-Stadion an. In den Bestandsgebäuden, zwei sachliche Betonvolumen, entworfen von dem Architekten Max Schlup, befinden sich derzeit die Primarstufe und eine Kita. In Zukunft möchte die Schule ca. 520 Kinder im Ganztagesbetrieb aufnehmen können. Im Raumprogramm für die Erweiterung sind ca. 10.000 Quadratmeter für pädagogische Räume, Fach- und Mehrzweckräume, eine Mensa sowie eine Sportanlage vorgesehen. Die Klassen- und Teamräume sollen nach dem Organisationsprinzip des Clusters entworfen werden, wie es auch in Deutschland derzeit disktutiert wird.
46 Entwürfe wurden eingereicht, einige davon gemeinschaftlich bearbeitet von Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen. Unter Vorsitz des Schweizer Architekten Dominique Salathé vergab die Jury sechs Preise und einen Ankauf.
- 1. Rang, 1. Preis: Topotek 1, Berlin/Zürich
- 2. Rang, 2. Preis: Bruno Baumgartner Architekt, Biel
- 3. Rang, Ankauf: TF Architektur, Basel
- 4. Rang, 3. Preis: IN_OUT Architektur, Genf + Cathrin Trebeljahr Architecte, Paris
- 5. Rang, 4. Preis: ARGE Aita Flury + Met Architektur, Zürich
- 6. Rang, 5. Preis: Graser Architekten, Zürich
- 7. Rang, 6. Preis: Dürig AG, Zürich
Am Gewinnerprojekt „Belvedere“ von
Topotek 1 lobte die Jury die Entscheidung, das gesamte Raumprogramm in einer Großform unterzubringen, dabei jedoch auf eine „maßvolle Höhenentwicklung und eine trotz des tiefen Gebäudes gute Belichtung zu achten. Positiv bewertete sie zudem das regelmäßige Stützenraster der Holz-Betonkonstruktion, das eine „große Flexibilität“ der Cluster und Lernlandschaften auch im Hinblick auf eine mittel- und langfristige Nutzung möglich mache. Insgesamt habe der Entwurf das Potential „zu einem indentitätsstiftenden Ensemble mit einem hohen pädagogischen Mehrwert zu werden.“
Das Projekt „Seiltänzer“ von
Bruno Baumgartner Architekten (2. Preis) überzeugte die Jury mit einem dreigeschossigen Riegel, dessen städtebauliche Setzung sich „auf ruhige und präzise Art und Weise“ in den Stadtkörper einbinde. Kritisiert wurden die hallenartigen, ungenügend definierten Räume im Erdgeschoss und obersten Geschoss, die im Vergleich zur städtebaulichen Qualität nicht ausreichend räumliches Potential böten.
Auf den dritten Rang, jedoch ohne Preis, schaffte es der Entwurf „And now the Ensemble!!“ von
TF Architektur. Die Architekten schlagen ein Ensemble aus drei typologisch differenzierten Baukörpern vor, die sich Turmbau, Gartenhaus und Pavillon nennen. Die Jury lobte die „vielen interessanten und sorgfältig artikulierten Einfälle“ sowie die „vielfältige und dichte Atmosphäre“ des Entwurfs. Aufgrund eines baurechtlichen Verstoßes gegen die maximale Gebäudehöhe ist das Projekt nicht realisierbar, die Gemeinde Biel entschied sich für einen Ankauf.
(kg)
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ixamotto | 08.01.2020 08:26 Uhr50er
@auch ein architekt:
warum nicht?