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12.09.2014

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Mutmacher

Toni-Areal in Zürich von EM2N eröffnet


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War bis 1999 hier das Wahrzeichen der Joghurt im Glas, steht das Toni-Areal ab jetzt für einen Hochschulcampus der Superlative. Nach fünf Jahren Bauzeit ist der Umbau des vormaligen Industriegeländes in Zürich-West abgeschlossen – ein Jahr später als ursprünglich geplant. Im April wurden bereits die Räume an die Nutzer übergeben, heute feiern alle Beteiligten im Beisein der Regierungspräsidentin die offizielle Eröffnung.

Es ist das Umbauprojekt des Jahres – und gibt der Architekturszene über die Landesgrenzen hinaus neuen Mut: Die Züricher Architekten Mathias Müller und Daniel Niggli von EM2N haben den kompakten Monolithen mit der elegant geschwungenen Lkw-Rampe der ehemaligen Toni-Molkerei – von 1977-99 größter Milchverarbeitungsbetrieb Europas – so umgebaut, dass hier zwei Hochschulen sowie das Museum für Gestaltung einen neuen gemeinsamen Ort finden. Grau in grau zeigen sich rohen Betonwände und nackten Böden – der Charakter des Industrie-Ensembles wurde so erhalten. EM2N beweisen: Grau kann warm und kalt zugleich sein. Das Toni-Areal bleibt ein Ort der Produktion – mit einem neuen Schwerpunkt.

Insgesamt 39 Standorte der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK und zwei Departemente der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW wurden in dem neuen Campus zusammengezogen: als neue „Superinstitution” in einem „Megagebäude“. Vor allem sind die Dimensionen für Zürich enorm: Gute 25.000 Quadratmeter umfasst das Grundstück, 87.000 Quadratmeter Nutzfläche für eine Bausumme von mehr als 500 Millionen Schweizer Franken wurden hier geschaffen. Angegliedert an den Campus, sind im Auftrag der Allreal Toni AG außerdem 100 neue Wohnungen entstanden.

Der Größe des Projekts begegneten EM2N mit „einer Art innerem Urbanismus“. Die bestehende Rampenanlage wurde dabei neu als vertikaler Boulevard interpretiert und zu einer Haupterschließung umfunktioniert. „An die Schnittstelle von Hoch- und Flachbau legten wir als Gegenstück dazu eine große, als öffentlicher Raum konzipierte Eingangshalle“, erläutern die Architekten. „Verbunden durch eine Abfolge von Hallen, Plätzen, Lufträumen und kaskadenartigen Treppenanlagen entstand eine identitätsstiftende innere Raumfigur, welche die vielen unterschiedlichen Nutzungen wie Häuser in der Stadt verortet und als räumlicher Katalysator den internen Austausch ermöglicht.“

Im Flachbau wurden fünf große, terrassierte Lichthöfe realisiert, welche die innen liegenden Räume mit Tageslicht versorgen und als Pausenzonen genutzt werden können. Um dem Quartier ein Stück Außenraum zurückzugegeben, wurde auf dem um ein Geschoss aufgestockten Flachbau ein begehbarer Dachgarten angelegt. Darüber hinaus erhielt das gesamte Gebäude eine neue Fassade: Ein Schleier aus filigranem Streckmetall umhüllt den Bestand.

Die ursprüngliche Planung sah für diesen neuen Ort der Kreativbranche eine Medienfassade vor, die zwar aus Kostengründen gestrichen wurde. Aber über diesen Umweg kamen Jan und Tim Edler ins Spiel. Ihr Berliner Studio realities:united hat die Lichtplanung des Toni-Areals übernommen und vor allem die Erschließung auf eine spannungsvolle und mutige Weise inszeniert.

„Die inneren Haupterschließungsbereiche des Gebäudes sind wie Eingangshalle und Kaskade öffentliche Räume“, erläutern realities:united. Für die Planer ist dieser nach innen verlegte öffentliche Raum ein „Ort der Auseinandersetzung“ – hier treffen unterschiedlichste Interessen aufeinander, es ist kein „typisches neutral-dienstbares Erschließungssystem“. Im Toni-Areal folgt die Beleuchtung deshalb nicht dem Ziel, eine gleichmäßige Helligkeit in allen Raumteilen herzustellen. „Es entsteht ein Gefälle zwischen hell und dunkel“, so die Edlers. „Die Inhomogenität bleibt irritierend indifferent.“

Wer sich fragt, woher eigentlich heute der Toni-Joghurt im Glas kommt: Im Jahr 2000 wurde der Molkereibetrieb nach Ostermundigen bzw. Gossau verlegt, die Produktions- und Kühlanlagen demontiert und zu Teilen in Osteuropa neu aufgebaut. Aber das ist eine andere Geschichte. (jk)

Fotos: Simon Menges, Roger Frei

Die nächste Eröffnung folgt in zwei Wochen: Am 26. September wird das Museum für Gestaltung – Schaudepot mit der Ausstellung „100 Jahre Schweizer Design“ auf
dem Toni-Areal eröffnet.

www.museum-gestaltung.ch


Zum Thema:

www.toni-areal.ch

Mehr zum Toni-Areal lesen Sie in der Bauwelt ZHdK – ZHAW - EM2N


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

archi | 14.09.2014 16:52 Uhr

in...

...dem areal ist das hohe bauwerk sehr präsent. von breiten straßen umgeben. und er wirkt stark. auch mit seiner fassade. auf den bildern erkennt man schlecht das physische / psychische erlebnis.

1

meine | 12.09.2014 15:51 Uhr

fresse

...das ist sicherlich ein tiptop durchdachtes und ausgeführtes Projekt. Aber schön? Eigentlich ist es ein abweisendes, eiskaltes Monster mit Beton-hinterhof-feeling in den Außenräumen, ohne Maßstäblichkeit und Wärme. Ich finds, vor allem von außen, grausam - vor allem im Umgang mit Menschen und seiner (der des Gebäudes) Umwelt - keine Bereicherung für die Stadt.

 
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