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16.04.2018

Buchtipp: Entwurfsprozess

Tomás Saraceno. Flying Plaza Work Journal 2012-16


Der argentinische Performance- und Installationskünstler Tomás Saraceno ist ein Grenzgänger, denn er studierte sowohl Kunst als auch Architektur in Buenos Aires und Frankfurt. Für seine Arbeiten forschen und interagieren Teams aus Naturwissenschaftlern und Architekten mit ihm gemeinsam, um die Konstruktionsprinzipien von Spinnennetzen und Seifenblasen, Zeppelinen und Heißluftballons für die eigenen Visionen nutzbar zu machen. Mit Flying Plaza. Work Journal 2012-16. The Artistic Practice of Studio Tomás Saraceno ist nun ein Buch erschienen, das die Borderline-Praxis von Saraceno dokumentiert und die interdisziplinäre Teamarbeit hinter den kühnen Installationsarbeiten erstmals sichtbar macht.

Herausgegeben hat es der Architekt und Theoretiker Philipp Oswalt, die Idee dazu entstand noch während seiner Zeit als Direktor am Bauhaus in Dessau. Die rund 200 Seiten starke Publikation ist ein Taschenbuch mit papierenem Plastikumschlag – seinem Inhalt entsprechend erinnert es an ein Notizbuch oder einen Moleskine-Kalender. Denn das Buch ist nicht weniger als eine Art rekonstruiertes Logbuch des Arbeitsprozesses am Projekt „Flying Plaza“ zwischen den Jahren 2012 und 2016, der hier exemplarisch für die künstlerische Praxis des Studios Saraceno dokumentiert wird. Das Buch handle vom „Reiten des Windes“, so Saraceno selbst. Denn „Flying Plaza“ nutzt Windenergie zum Auftrieb und knüpft damit an den Tetraeder-Drachen von Erfinder und Wissenschaftler Alexander Graham Bell (1847-1922) an.

Die von Oswalt gewählte Buchform eines „Work Journal“ ist ein ungewöhnliches Format. Es ist kein typisches monographisches Künstlerbuch, in dem Experten Beiträge beisteuern, um die dokumentierte Praxis zu intellektualisieren. Auch Oswalt liefert nur ein Glossar und keinen Aufsatz. Seine Begriffsklärungen zu „Heritage of the Avantgarde“, „Fluidity“, „Bigness“ oder „Utopian Practice“ helfen dennoch, das Werk Saracenos einzuordnen. Klassischerweise seien „Work Journals“ nicht zur Publikation gedacht, so Oswalt. Als seltene Ausnahme eines ähnlichen Formats nennt er Bertolt Brechts zwischen 1938 und 1955 entstandenes Arbeitsjournal.

Den Hauptteil des Buches bildet ein Interview zwischen Oswalt, Saraceno, dessen Studiomanager Lars Behrendt und dem Designer Daniel Schulz. Bebildert wird das Gespräch mit Fotos, Handskizzen und Visualisierungen aus dem Studio Saraceno. Daneben gibt es eine Zeitleiste und eine Karte, auf denen alle wichtigen Stationen des Projekts chronologisch bzw. räumlich verortet sind. Die Fotostrecke des Künstlerfotografen Jonas Zilius gibt wiederum atmosphärischen Einblick in die Räume des Studios.

In einem weiteren Beitrag nimmt Tina Veihelmann die Leser mit in die Räume in Berlin-Rummelsburg, in die das Atelier Saraceno 2012 einzog. Im Juni 2015 verlegte die Berliner Journalistin sogar für mehrere Tage ihren eigenen Arbeitsplatz an die Rummelsburger Bucht und gewährt einen mitunter auch kritischen Einblick in die Arbeit vor Ort zwischen ausnahmslos „netten Leuten unter 40“, Spinnenterrarien und vegetarischer Fertigpizza. Das auf Englisch veröffentlichte Buch schließt mit einem fiktiv-spekulativen Aufsatz von Theo Deutinger zum Thema „Aerial Community“.

Text: Uli Meyer

Flying Plaza. Work Journal 2012-16. The Artistic Practice of Studio Tomás Saraceno
Philipp Oswalt (Hg.)
Spector Books, Leipzig 2018
208 Seiten
Englisch
ISBN 978-3-95905-029-6
28 Euro


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Gestaltet wurde das Buch von Helmut Völter.

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Die Fotos von Jonas Zilius vermitteln die Atmosphäre im Studio.

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Ein langes, reich bebildertes Interview bildet den Hauptteil des Buches.

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Die technischen Zeichnungen zeigen die planerische Komplexität des Projekts.

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