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01.06.2017

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EM2N im Interview

Together! und das Bauen für die Gemeinschaft


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Wie wohnt es sich heute im Kollektiv? Die Ausstellung Together! im Vitra Design Museum verspricht einen großen Überblick – inklusive einer historischen Einordnung. Morgen ist Eröffnung in Weil am Rhein, heute sprechen wir mit Mathias Müller und Daniel Niggli von EM2N, die zusammen mit Ilka und Andreas Ruby die Ausstellung kuratiert haben.

Von Stephan Becker


Fangen wir mit einer offensichtlichen Frage an: Was sind Eure eigenen kollektiven Wohnerfahrungen? DN: Klassisch, in einer Studentenwohngemeinschaft während des Studiums.
MM: Ebenfalls. Und dazu noch sechs Jahre Wohnerfahrung in unserer ersten Wohnsiedlung für die Familienheimgenossenschaft in Zürich.

In vielen Teilen Mitteleuropas sind Einfamilienhäuser noch immer das Ideal. Wie überzeugt man die Menschen in den Vororten vom kollektiven Wohnen? Das Ideal vom Einfamilienhaus geht von dem Irrtum aus, die Familienphase dauere ewig. Tatsächlich wohnen in der Schweiz jedoch je nach Region bis zu 60% aller Menschen in Ein- bis Zweipersonenhaushalten, und immer mehr Menschen fühlen sich einsam. Der Mensch ist ein Herdentier. Gemeinschaftliches Wohnen kann jedoch nicht nur in sozialer, sondern auch in wohnungstypologischer, ökologischer und schließlich auch finanzieller Hinsicht sehr attraktiv sein.

Was ist in puncto Architektur besonders spannend am gemeinschaftlichen Wohnungsbau?
Einerseits die Möglichkeit, unkonventionelle Wohnungstypologien wie Cluster- oder Hallenwohnungen zu entwickeln, andererseits der große Anteil an gemeinschaftlichem Programm, das dafür sorgt, dass die unterschiedlichen Wohnformen durch ein übergeordnetes Narrativ zusammengebunden und mit der Stadt verknüpft werden können.

Machen solche Projekte auch in entwerferischer Hinsicht besonders Spaß? Oder sind sie eher stressig, weil es so viele Wünsche zu berücksichtigen gibt? Überall, wo mit Herzblut und einer guten Portion Idealismus an Projekten gearbeitet wird, ist der Aufwand aller Beteiligten größer. Allerdings werden diese „Mehraufwände“ durch die entwerferischen Potentiale in der Regel mehr als kompensiert.

Gemeinschaftshäuser sind aktuell eher ein Mittelklassephänomen. Sind ähnliche Wohnformen auch im regulären Mietwohnungsbau für Menschen mit weniger ökonomischem und sozialem Kapital denkbar?
Viele der gezeigten Beispiele verfügen bereits über einen breiten Mix von Wohnangeboten für unterschiedliche Einkommensklassen. Aber es ist klar, dass neue gemeinschaftliche Wohnformen eher weniger im Rahmen von klassischen top-down Sozialwohnungsprogrammen entstehen. Ohne die aktive Mitwirkung der Bewohner, ohne den Einsatz von sozialem Kapital, bleibt Wohnungsbau oft funktionalistisch und technokratisch. Der Staat alleine wird’s also nicht richten...

Was ist hinsichtlich der Rahmenbedingungen zu tun, damit nicht nur Leuchtturmprojekte, sondern auch Masse entstehen kann?
Die öffentliche Hand könnte engagierte Bauherrschaften (beispielsweise Baugruppen, Genossenschaften oder Pensionskassen) und intelligente Projektentwickler, die über eine reine Renditemaximierung mit den immer gleichen Produkten hinausdenken, mit der Bereitstellung von Bauland im Baurecht unterstützen. Darüber hinaus sollten sich die verschiedenen Akteure besser vernetzen und ihre Erfahrungen austauschen. Unsere Ausstellung möchte hierbei einen Beitrag leisten, indem wir internationale Beiträge vergleichen und einem breiten Publikum präsentieren.

In Basel gibt es das Musikerwohnhaus, das Ihr auch in der Ausstellung vorstellt. Wünscht Ihr Euch manchmal ein Architektenwohnhaus, wo sich alles um Split-Level-Grundrisse und Sichtbeton dreht? Wenn Ihr damit ein Haus meint, in dem nur Architekten wohnen: Auf gar keinen Fall, wir wollen kein Architektenghetto! Aber wenn damit Wohnungsbau gemeint ist, der gute Split- Level-Grundrisse, radikale Materialisierungen oder andere interessante architektonische Konzepte einer breiten Schicht von Nutzern zugänglich macht, dann fänden wir das toll.

Together!

Die Neue Architektur der Gemeinschaft

Eröffnung
: Freitag, 2. Juni 2017, 18 Uhr

Ausstellung:
3. Juni bis 10. September 2017

Ort
: Vitra Design Museum, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein


Zum Thema:

www.design-museum.de


 
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Mathias Müller und Daniel Niggli, Foto: Maurice Haas

Mathias Müller und Daniel Niggli, Foto: Maurice Haas

House for Seven People, Tokio von studio mnm, Tokio, 2013, Foto: Sadao Hotta

House for Seven People, Tokio von studio mnm, Tokio, 2013, Foto: Sadao Hotta

Visualisierung des Projekts Zollhaus, Zürich von Enzmann Fischer Partner AG, Zürich, 2015

Visualisierung des Projekts Zollhaus, Zürich von Enzmann Fischer Partner AG, Zürich, 2015

Visualisierung des Projekts Zollhaus, Zürich von Enzmann Fischer Partner AG, Zürich, 2015

Visualisierung des Projekts Zollhaus, Zürich von Enzmann Fischer Partner AG, Zürich, 2015

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