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24.04.2024

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Buchtipp: Grand Tour der Gegenwart

To The Ends of the Earth


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Einsame Inseln, versteckte Paradiese oder Orte, an die niemand reisen mag – unzählige Bücher über die so genannten Enden der Welt sind inzwischen erschienen. Das Reisen und Publizieren darüber ist so einfach wie nie zuvor, jeder noch so entlegene Winkel der Erde scheint entdeckt und fotografiert. Das kürzlich im Birkhäuser Verlag veröffentlichte Buch To the Ends of the Earth. A Grand Tour for the 21st Century passt trotz seines Titels jedoch nur auf den ersten Blick in die Kategorie Reiselektüre.

To the Ends of the Earth ist keine Anleitung für eine Grand Tour im Sinne der nordeuropäischen Adeligen und Gelehrten, die im 18. Jahrhundert nach Italien und Griechenland reisten, um das Pantheon in Rom oder den Parthenon auf der Athener Akropolis zu studieren. Vielmehr beschreibt es 120 Orte auf allen sieben Kontinenten, Instrumente, Maschinen und Objekte – von der Raumfähre Voyager über das Smartphone und den Reaktor in Tschernobyl bis hin zur Insel Nauru und der britischen Forschungsstation Halley VI in der Antarktis.

Aus Sicht des Landschaftsarchitekten, Hochschullehrers und Herausgebers Richard Weller stehen sie für den heutigen Zustand der Welt. Reflektierte, aber nicht anklagende Texte, die mit Hilfe von Studierenden an der University of Pennsylvania entstanden, beschreiben die jeweilige Geschichte der Orte und Objekte. Eigens erstellte Karten mit Angaben zu Maßstab und Geodaten verorten sie auf dem Globus. In ihrer Gesamtheit erzählen sie über das Verhältnis von Mensch und Umwelt.

Die Gliederung unterstützt den kritischen Ansatz des Buches. In der Kategorie „Paradiese“ werden unter anderem Donald Trumps Resort Mar-a-Lago, der Apple-Park in Kalifornien, Charles Jencks’ Garden of Cosmic Speculation im schottischen Dumfriesshire und der Giant Panda National Park im chinesischen Chengdu aufgeführt. In der Kategorie „Ruinen“ findet man dann das Ölfeld der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko, Auschwitz, den Emscher Landschaftspark in Duisburg Nord und den Elektroschrottplatz Agbogbloshie im ghanaischen Accra nebeneinander. Interessant sind auch die unter „Utopien“ eingeordneten planerischen Experimente in Chandigarh, Medellín, Auroville und Masdar City.

Auch Orte aus Deutschland sind dabei. Die Geschichte des Potsdamer Platzes und seines Wiederaufbaus in den 1990er Jahren wird als Beispiel für den Unterschied zwischen der Rekonstruktion von Form und dem Versuch einer Rekonstruktion von Lebendigkeit aufgeführt. Die Entwicklung des ehemaligen Freiburger Kasernenareals Vauban zum Wohnquartier wiederum steht für die vielen Versuche in europäischen Städten, urbanen Lifestyle und klimagerechte Energiebilanz in Einklang zu bringen.

Klar, vieles ist unter Fachleuten hinlänglich bekannt – und doch ist die Lektüre so lehrreich wie herausfordernd. Denn das Buch nutzt den maximal möglichen Betrachtungswinkel für einen faktengewaltigen Appell. Wie genau dieser lautet, muss man allerdings selbst herausfinden.

Text: Friederike Meyer

To the Ends of the Earth. A Grand Tour to the 21st Century

Richard Weller (Hg.)
312 Seiten
Englisch
Birkhäuser Verlag, Basel 2024
ISBN 978-3-0356-2794-7
38 Euro

 
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