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27.10.2022

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Tor zu den ewigen Jagdgründen

Tierkrematorium in Böhmen von Petr Hájek Architekti


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Nahe der böhmischen Gemeinde Žižice haben Petr Hájek Architekti ein ungewöhnliches Umnutzungsprojekt realisiert. Das Prager Büro plante in einem Bunkerkomplex, circa eine Autostunde nördlich der Hauptstadt, ein Krematorium für Tiere. Věčná loviště, zu Deutsch: ewige Jagdgründe, lautet der anspielungsvolle Name der unterirdischen Anlage, die sich zwischen wild wuchernden Büschen und Bäumen versteckt.

Auf dem zu Zeiten des Kalten Krieges militärisch genutzten Gelände befand sich die Luftverteidigungsanlage Drnov, die dem Schutz Prags diente. Heute ist das Areal ein beliebtes Ausflugsziel, der große Hauptbunker beherbergt ein Militärmuseum. Er ist von mehreren kleineren, ehemaligen Service- und Technikbunkern umgeben – in einem von ihnen können sich Menschen nun von verstorbenen Haustieren verabschieden.

Das 250 Quadratmeter große Krematorium liegt unter einem Erdhügel und nutzt weitestgehend die ursprünglichen Strukturen des hier befindlichen Bunkers. Die Räume wurden saniert und den jetzigen Nutzungsbedürfnissen entsprechend teils mit Wänden unterteilt. Auch ein neuer Zugang wurde geschaffen.

Von außen zieht eine skulptural wirkende, sechs Meter hohe und elf Meter breite Spiegelwand die Blicke an. Wie die Architekt*innen verlauten lassen, soll sie als symbolisches Tor fungieren, „das in eine andere Dimension führt“. Zusammengesetzt ist der Spiegel aus kleinen sechseckigen Teilen, wobei jedes eine etwas andere Neigung und einen anderen Winkel hat. Dadurch entsteht der Effekt eines surrealen Flimmerns, sodass die Oberfläche wie flüssig erscheint.

In der Wand befindet sich ein Tor, durch das die Tierkadaver direkt in die Betonhalle des Krematoriums gelangen. Besucher*innen treten durch eine kleine Tür seitlich des Spiegels in eine Empfangshalle. Von hier aus ist durch ein hohes Holztor ein intimer, quadratischer Raum für den letzten Abschied zugänglich. Büro- und Sanitärräume liegen ebenfalls in diesem Gebäudeteil.

Beim Umbau kamen einfache und preisgünstige Materialien zum Einsatz. So ist die minimalistische Möblierung des öffentlichen Bereichs aus Sperrholz, Innen- und Außenwände bestehen aus verputzten Betonblöcken, die Oberlichter aus Polycarbonat. Die Spiegelelemente aus metallbeschichtetem Polycarbonat wurden von Hand auf die Außenwand geklebt. (da)

Fotos: Benedikt Markel, Martin Chum, Peter Fabo, Radek Ulehla, Tomáš Vocelka


Zum Thema:

Der Typologie, wenn auch in einer anderen Region und mit einer anderen Nutzungsbestimmung, widmete sich die Baunetzwoche#587.


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Kommentare

9

ohweh | 01.11.2022 23:06 Uhr

whatabout?

hab wohl im artikel und den fotos die suv thematik verpasst. hier geht es um ein gebäude mit spiegelfassade. den schwachsinn suv diskutieren wir an anderer stelle. aber geil, dass du hierfür vögel zu opfern bereit bist, da du eine grössere todesquelle mitlieferst.

8

owei... | 31.10.2022 13:18 Uhr

komisch...

....dass das vogelsterben an den strassen durch schrankwandgrosse fahrzeuge nie thematisiert wird. auch ein architekt fährt vermutlich zu gerne SUV. man könnte ja auch mal einfach neidlos anerkennen, dass hier eine ungewöhnliche bauaufgabe fantastisch gelöst wurde.

7

joscic | 28.10.2022 11:47 Uhr

Ich finde es gut - auch für Vögel

habe schon öfter hier Vogel-Unfreundlichkeit angeprangert. Hier sehe ich da kein Problem, weil die Vögel denke ich das enge Maschengitter sehen. Viel besser jedenfalls wie das nächste Projekt von Olgiati.

6

Hirsch | 28.10.2022 11:07 Uhr

@ 4 Karl

Nein. Die meisten Vögel fliegen eben nicht weit oben im Himmel, sondern relativ nah am Boden, in wenigen Metern Höhe.
In Bäumen und Sträuchern wird sich versteckt. Die Spiegelfassade hier spiegelt eben auch solches Gebüsch .. deswegen werden dort unzählige Vögel gegenklatschen und verenden.

Bei allem äthetischen Wert, das ist die andere Seite der Medaille.

5

peter | 28.10.2022 09:06 Uhr

fassade sieht fantastisch aus.

wid sicherlich ein instagram-pilgerort werden.

4

Karl | 28.10.2022 02:52 Uhr

Physik

Eine Glasfassade, welche sich in den Himmel reckt, wird für Vögel gfährlicher sein, als eine strukturierte Spiegel- Fläche in einem Geländeeinschnitt.
Das Projekt ist einsame Spitze. Mit minimalen Mitteln das Maximum erreicht. Das ist Konversion, aus einem Bunker einen poetischen Ort zu machen.

3

Hirsch | 27.10.2022 18:18 Uhr

Hmm

Wäre doch die Spiegelwand auch noch etwas konkav gebogen und auf die Auffangwanne fokussiert, dann würde die Sonne die erlegten Vögel direkt bruzzeln.

2

auch ein | 27.10.2022 15:54 Uhr

architekt

da kann man direkt unten eine auffangwanne mit einlauf ins krematorium für die toten vögel nachrüsten die gegen den spiegel donnern

1

Nachbar | 27.10.2022 15:33 Uhr

Praktisch

...für Vögel!

 
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