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06.07.2015

Abrundung der Westflanke

ThyssenKrupp-Quartier in Essen


Über fast ein Jahrzehnt hinweg seinem Ansatz treu zu bleiben, das ist angesichts der schnelllebigen Startup-Kultur der Gegenwart eine Seltenheit geworden. ThyssenKrupp ist allerdings keine kalifornische Garagenfirma, sondern ein fast 200 Jahre altes Industrieunternehmen, und die Rückkehr des Konzerns von Düsseldorf nach Essen hat gerade seinen vorläufigen Abschluss gefunden.

Als Abrundung des Westflanke bezeichnen die beiden zuständigen Büros, JSWD Architekten aus Köln und Chaix & Morel et Associés aus Paris, diesen zweiten, gerade fertiggestellten Bauabschnitt des ThyssenKrupp-Quartiers. Nach ihrem Wettbewerbsgewinn 2006 konnte dieses Team bereits 2010 die Hauptachse samt der zentralen Gebäude des Geländes fertigstellen. Kürzlich folgten dann drei weitere Bürogebäude, die ebenfalls der „eigens für den Konzern entwickelten Corporate Architecture“ folgen.

Diese sieht eine Grundstruktur aus L-förmigen Baukörpern vor, die jeweils um eine offene Mitte angeordnet sind. Diese Mitte kann sowohl als Atrium, oder, wie bei den drei jetzt fertiggestellten Bauten, als begrünter Hof ausgeprägt sein. Ein viergeschossiger und ein sechsgeschossiger Flügel treffen hier jeweils aufeinander, wobei diese im Erdgeschoss durch ein gemeinsames Foyer verbunden sind. Der westliche Rand des Quartiers wirkt durch diese Gliederung durchlässiger, ohne jedoch auf die Vorteile einer gewissen Bündelung der Funktionen zu verzichten.

Bereits 2012 wurde außerdem am nördlichen Rand des Geländes mit der Kindertagesstätte Miniapolis ein weiteres Gebäude von JSWD und Chaix & Morel fertiggestellt. Wie es sich für einen Industriekonzern gehört, steht hier die „Förderung der naturwissenschaftlichen und technischen Neigungen“ im Mittelpunkt. Vor dem Hintergrund dieser pädagogischen Ziele sollte auch die Architektur eine technische Anmutung bekommen.

Kantig und rational wirkt der zweigeschossige Bau, wobei der Faltenwurf der Fassade, die als Gewand konzipiert wurde, zugleich auch poetische Gedanken aufkommen lässt. Es bleibt zu hoffen, dass diese versuchte Verschmelzung von Bürgerlichkeit und Künstlertum, die an Thomas Mann denken lässt, die Kinder nicht auf falsche Gedanken bringt. (sb)

Fotos: Christian Richters, Michael Wolff, Thomas Lewandovski


Zum Thema:

Der erste Bauabschnitt der Firmenzentrale im Baunetz Wissen Glas


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

JSWD Architekten
Atelier d’architecture Chaix & Morel et associés


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