Die zwischen Aarau und Zürich gelegene Kleinstadt Baden an der Limmat wurde 2020 mit dem renommierten Wakkerpreis ausgezeichnet. Der Schweizer Heimatschutz attestierte dem ehemaligen Thermalkurort damals einen vorbildlichen Umgang mit öffentlichen Freiräumen. Das namensgebende Bäderquartier mit bis zu den Römern zurückreichender Geschichte lag derweil jedoch brach. Einige Kurhäuser der Belle Époque wurden 1944 gesprengt, die übrigen fristeten ein modriges Dasein.
2012 schloss schließlich das 1964 eröffnete Thermalbad von Otto Glaus. Das zugehörige Kurhotel Verenahof hatte bereits zehn Jahre zuvor dicht gemacht. Nach jahrelangen gescheiterten Bestrebungen, das Quartier wiederzubeleben, konnte vergangenes Jahr das neue Wellnessbad Fortyseven in Baden eröffnen. Maßgeblich daran beteiligt: Investor Benno Zehnder mit der Verenahof AG, die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden und das Büro Mario Botta Architetti (Mendrisio), die 2007 den entsprechenden Studienauftrag gewannen.
Die von Bottas Büro geplante Therme, ein in Naturstein verkleidetes, 160 Meter langes Gebäude, erstreckt sich entlang des Limmatknies. Im Projekttext beschreiben die Architekt*innen den Grundriss als eine sich zum Fluss hin öffnenden Hand. Die „Finger“ – vier trapezförmige Volumen unterschiedlicher Größe – recken ihre verglasten Enden Richtung Limmat in die Höhe. Sie beherbergen die vier Bassins, die mit dem aus der Quelle strömenden, 47 Grad heißen, schwefelhaltigen Wasser befüllt werden. Von dort bieten sich den Badenden Ausblicke in den Himmel und die umgebende Hügellandschaft.
Komplettiert wird das Spa-Angebot durch eine zweigeschossige Saunalandschaft mit Schnee-Raum, drei Außenbecken und den Ruhebereich, wo man zu dem von Yello-Musiker Boris Blank komponierten Soundtrack entspannen kann. Schallabsorbierende Ahorndecken und terrakottafarbenen Fliesen sollen das naturnahe Badeerlebnis verstärken, Mosaikwände nehmen Bezug auf die Geschichte der Schwefelquellen. Der Empfangsbereich versprüht mit verspiegelter Decke und Glasbausteinen einen gewissen Retro-Charme.
Das historische Hotel Verenahof wird zur Rehaklinik mit Gastronomie umgebaut, der Neubau eines Wohn- und Ärztehauses wurde bereits realisiert. Gründe für die langwierige Genese des insgesamt 180 Millionen Franken teuren Projekts waren Finanzierungsengpässe und denkmalpflegerische Verhandlungen. Zudem stieß ein Archäolog*innenteam im Vorfeld der Bauarbeiten auf einen gut erhaltenen Zeugen der Bäderkultur im Mittelalter: Das um 1300 entstandene Kesselbad kann durch eine Glasscheibe im Untergeschoss der neuen Therme eingesehen werden.
Ein ungewöhnliches und originelles Bade-Projekt gibt es seit letztem Jahr aber auch im öffentlichen Raum: An der Uferpromenade der Limmat laden zwei sogenannte Heisse Brunnen zum niedrigschwelligen und kostenfreien Baden ein! Hinter dem Projekt steht der gemeinnützige Verein Bagni Popolari. Realisiert wurden die beiden Brunnen durch Christoph Lüber, Daniela Dreizler, Marc Angst und Rolf Meier. (kms)
Fotos: Enrico Cano
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Ulknudel | 22.03.2022 09:24 UhrDie Decke
auf Bild 7 bereitet mir wirklich Kopfschmerzen. Die Lamellen bieten wirklich viele Optionen, die Haustechnik eleganter zu integrieren. Ansonsten hat das Gebäude schon paar lässige Ambitionen verliert sich aber in seinen vielen nicht optimal durchdachten Details.