Einen Ort zu schaffen, der sowohl Therapiezentrum für traumatisierte Menschen, als auch Freiraum für die Nachbarschaft sein kann, ist das erklärte Ziel, der Menschenrechtsorganisation Jiyan Foundation for Human Rights mit dem von ihr in Auftrag gegebenen Jiyan Healing Garden im nordirakischen Chamchamal. Hier sollen Menschen, die Krieg, Folter und Missbrauch erleben mussten, neue Zuversicht und Kraft schöpfen – das kurdische Wort Jiyan bedeutet so viel wie „Leben“. Geplant wurde das Projekt von Ziegert Roswag Seiler Architekten Ingenieure (Berlin) in Kooperation mit dem Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion / CODE der TU Berlin. Der erste Bauabschnitt, ein Zentrum für tiergestützte Traumatherapie, ist kürzlich fertiggestellt und gerade eröffnet worden.
Ein solcher Ort der Heilung ist in einer Stadt wie Chamchamal, die in der Autonomen Region Kurdistan liegt, bitter nötig. Jahrzehntelang waren die Bewohner dieses Gebietes – insbesondere Kurden und Angehörige verschiedener ethnischer Minderheiten – hemmungsloser Gewalt und Repressionen ausgesetzt. Um hier nun eine funktonierende und zukunftsfähige Zivilgesellschaft zu etablieren, bedarf es insbesondere einer therapeutischen Betreuung der durch ihre traumatischen Erfahrungen gezeichneten Bevölkerung.
Auf einem 35.000 Quadratmeter großen Gelände soll daher stufenweise ein Therapiezentrum in Form eines Gartens entstehen, das auf tiergestützte Heilverfahren, die Vermittlung traditionellen Handwerks und Gartentherapie setzt. Lokale Tier- und Pflanzenarten sollen einen vertrauten Rahmen schaffen, der Identifikation ermöglicht. Ein Streichelzoo richtet sich vor allem an die Kinder, die hier behandelt werden. Ergänzend sollen die traditionelle Architektur der Region und die Verwendung nachhaltiger, lokaler Materialien zum Heilungsprozess beitragen.
Der nun realisierte erste Bauabschnitt beherbergt Begegnungsräume für Menschen und Tiere sowie die Ställe für diverse Tierarten. Mehrere eingeschossige Kuben, die durch Höfe miteinander verbunden sind, bilden eine Art kleines Dorf. Der kurdischen Bautradition folgend, bestehen die Bauten aus Lehm und Holz, an den erdberührenden Teilen kamen auch Ziegel zum Einsatz. Um eine ganzjährige Nutzung zu ermöglichen, wurden die Gebäude mit Vordächern versehen, die im Sommer, wenn die Temperaturen bis über 45° Celsius steigen, Schatten spenden. Auch die massiven Wände aus luftgetrockneten Lehmsteinen und die mit einer Schicht aus Strohlehm gedeckten Dächer sollen für eine angenehme Innenraumtemperatur sorgen, nicht nur im heißen Sommer, sondern auch in den feuchten Wintermonaten.
Parallel zur Realisierung des ersten Bauabschnittes hatte eine Gruppe von Studierenden der Lehrstühle Baukonstruktion, Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung der Bauhaus-Universität Weimar und der TU Berlin im Rahmen ihrer Masterarbeiten einen Masterplan und Konzepte für die weiteren Funktionen und Gebäudetypen des Heilgartens entwickelt. Dafür wurde sie beim Campus-Masters-Wettbewerb im Februar mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Im zweiten Bauabschnitt, mit dem nun begonnen wurde, werden therapeutische Werkstätten und eine Bäckerei entstehen. Ebenso im Bau befindet sich ein Klärwerk, das aus einem sich auf dem Grundstück befindlichen Abwasserkanal gespeist wird und zur Bewässerung des Heilgartens dienen soll. (da)
Fotos: Matt Crabbe / ZRS Architekten Ingenieure
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Fernand Hofer | 09.10.2017 16:33 UhrBauNetz
Das Therapiezentrum gefällt mir sehr gut.
Ich wollte dieses auf Facebook teilen, konnte keinen Weg dazu finden.
Wenn ich auf Facebook teile, sehen das ein paar meiner Bekannten und es bleibt auf meiner Facebook Seite zugänglich.
Was mache ich falsch?
Vielen Dank für eine kurze Antwort
Fernand Hofer
Anmerkung der Redaktion: Unter dem Beitrag befindet sich ein Facebook-Button, in der mobilen Version ist dieser unter Weitersagen zu finden, damit müsste es gehen. Ansonsten den Link aus dem Browser direkt zu Facebook kopieren, das funktionier ebenfalls.