Es wird kriegerisch bei der Architekturbiennale 2016 in Venedig, jedenfalls dem Titel nach: „Reporting from the front“ wird dieser lauten, wie Alejandro Aravena und Paolo Baratta gestern in Venedig verkündeten. „Anders als bei echten Kriegen, bei denen alle verlieren, herrscht an den Frontlinien der gebauten Umwelt ein Gefühl von Lebensfreude vor, weil Architektur sich damit beschäftigt, Vorschläge für die Wirklichkeit zu machen“, fügte Aravena jedoch an und relativierte damit den ersten Eindruck.
Im Kontext der letztjährigen Biennale klingt Aravena aber durchaus herausfordernd, wenn er bemerkt, dass man Architektur zeigen möchte, die trotz beschränkter Mittel jene Elemente verstärkt, die verfügbar sind, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was fehlt. Das klingt nach einem transformatorischen Ansatz, der Schritt für Schritt nach Veränderung sucht, anstatt nach grundsätzlichen gesellschaftlichen, historischen oder architektonischen Analysen, wie sie unter Rem Koolhaas zu sehen waren.
Architektur als Lösung für die Probleme der Welt? Das Festhalten am Kampf für eine bessere gebaute Umwelt sei weder Trotz noch romantischer Kreuzzug, stattdessen gehe es um den konkreten Mehrwert von Gestaltung. Doch wo eine Front ist, da ist auch ein Gegner, das ist die Logik des Krieges. Wird Alejandro Aravena bei seiner Biennale Namen nennen? Es könnte sein, dass sich seine Biennale auch daran wird messen lassen müssen. (sb)
Zum Thema:
www.labiennale.org
„If there's any power in design, then it's the power of synthesis.“ Mehr über Alejandro Aravena und sein Studio Elemental in der Baunetzwoche#388