Im Laufe des 18. Jahrhundert entwickelte sich Bad Lauchstädt in der Nähe von Halle vom Kur- zum Kulturort der Weimarer Klassik. Nach dem Fund einer Heilquelle entstanden die ersten Kuranlagen unter Herzogin Erdmuth Dorothea von Sachsen-Merseburg. Mit der maßgeblichen Erweiterung der Anlage um die Jahrhundertwende, erfreute sich der Kurort zunehmender Beliebtheit. Zum Beispiel der Kursaal, dessen Innenraum 1823 von Karl Friederich Schinkel gestaltet wurde. Auch ein von Heinrich Gentz und Johann Wolfgang von Goethe selbst entworfenes Sommertheater gehört dazu, bei dem man die funktionale Aufteilung in Vestibül, Zuschauerraum und Bühne außen ablesen kann. Mit dem eigens dafür geschrieben Werk „Was wir bringen“ wurde es 1802 eröffnet.
Im 20. Jahrhundert wurde das Sommertheater bereits mehrfach saniert, die umfassendste Sanierung begann 2015 und wurde in diesem Jahr abgeschlossen. Verantwortlich zeichnet das Berliner Büro Thomas Müller Ivan Reimann Architekten. Die Kosten betrugen sechs Millionen Euro, finanziert wurde das Vorhaben im Auftrag der Historischen Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt sowie mehrerer Stiftungen.
Damit die Zeitschichten des ursprünglichen Bau sichtbar bleiben, arbeitete man in mehreren Etappen. Zunächst wurden das Fachwerk des Theaterbaus mit einer Fläche von 2.100 Quadratmetern (BGF), das schwerwiegende Holzschäden aufwies, saniert und Kalkputz im originalen Farbton auf der Fassade aufgetragen. Es folgte die energetische Sanierung und Neueindeckung der Dächer, dazu gehörten sowohl die Vervollständigung des Bohlenbinder-Tragwerks über dem Zuschauerraum als auch ein neuer Dachbelag aus Kupfer. Weitere Maßnahmen betrafen unter anderem den Brandschutz und die Modernisierung der Bühnentechnik..
Als leitende Restauratoren waren Uta Matauschek und Dietrich Richter verantwortlich. Sie legten die Wandbilder des Malers Karl Völker aus dem Jahr 1953 frei und restaurierten das Zeltdach über dem Zuschauerraum. Dafür trugen sie die Farbschichten aus dem letzten Jahrhundert ab und restaurierten das Leinen nach Originalbefunden. Nach Richter ist nicht nur das Zeltdach – das an die Velaria antiker Theater erinnert – sondern auch das Theater selbst Ausdruck Goethes römischer Architekturvorbilder, wie er im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung sagt.
Wiedereröffnet wurde das Sommertheater im August 2021 mit „Iphigenie auf Tauris“. Es ist jenes Stück, das schon bei der Wiedereröffnung nach der Sanierung 1908 und auch 1821 zur Wiedereröffnung des Schauspielhaus in Berlin aufgeführt wurde. (sla)
Fotos: Stefan Müller
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