Seit 1953 wird in der kanadischen Kleinstadt Stratford, 150 Kilometer westlich von Toronto, jedes Jahr von März bis Oktober Theater gespielt. Wie es der Zufall will, liegt der Schwerpunkt des Stratford Festivals auf einem Dramatiker, der in der gleichnamigen, jedoch bekannteren englischen Stadt – Stratford-upon-Avon – geboren wurde: Shakespeare. Initiator der Veranstaltung ist der Journalist Tom Patterson, der durch ein Theaterfestival seiner wirtschaftlich schwächelnden Heimatstadt zu neuem Aufschwung verhelfen wollte. Sein Plan ging auf. Das Festival zählt zu den entscheidenden Wirtschaftsfaktoren der Stadt und zieht als eines der wichtigsten Theaterfestivals in Nordamerika jedes Jahr viele Tausend Theaterfreunde aus der englischsprachigen Welt an.
Kein Wunder also, dass eine der vier Spielstätten nach Patterson benannt wurde. Doch das Tom Patterson Theater ist in die Jahre gekommen und muss durch einen Neubau ersetzt werden, den Hariri Pontarini Architects (Toronto) bauen werden. Der Entscheidung ging ein internationaler Wettbewerb voraus, zu dem 50 Büros eingeladen worden waren. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren setzten sich die Kanadier dabei unter anderem gegen Diller Scofidio + Renfro (New York) durch.
Über die innere Organisation des Hauses hüllen sich die Beteiligten noch weitgehend in Schweigen, umso mehr preisen sie jedoch die äußere Form des Entwurfs an. Das Gebäude werde „glitzern wie ein verführerisches Juwel“, schreiben die Architekten und beziehen sich dabei auf die Außenwirkung des geplanten Flachbaus und dessen geschwungene Fassade aus Glas und Bronze. Auch zum eigentlichen Bühnenraum äussern sie sich. Dieser wird – wie beim Vorgängerbau – wieder aus einer frei im Raum stehenden, länglichen Bühne bestehen, die an drei Seiten von steil ansteigenden Sitzreihen gerahmt wird, was ein dichtes und intimes Theatererlebnis garantiert. Besonderen Wert legen die Architekten außerdem auf die landschaftsarchitektonische Gestaltung, denn das neue Haus wird direkt am Ufer des Flusses Avon stehen und soll einen „atemberaubend schönen Garten“ bekommen. Die ersten Vorführungen im neuen Tom Patterson Theater sind bereits für 2019 geplant. (gh)
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