Seit April 2013 erfreuen sich Londoner Kulturfreunde an dem telefonzellenroten temporären Theater „The Shed“ von Haworth Tompkins Architects. Nach zahlreichen Umbauten und Sanierungen von Theatern hat das Londoner Büro nun endlich auch eine Spielstätte von Grund auf neu gebaut: Mitte März konnte das Everyman Theatre in Liverpool eröffnet werden.
In zentralster Lage Liverpools fügt sich der Neubau in die umgebende Bebauung denkmalgeschützter Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert ein. Vier markante Lüftungsschächte prägen die Silhouette des Theaters und sollen zwischen diesem und der historischen Umgebung vermitteln, aus der die komplett verglaste, 32 Meter lange Hauptfassade des Neubaus markant heraussticht.
Die Fassade sei ein gemeinschaftliches Werk für Kunst im öffentlichen Raum, erklären die Architekten. 105 bewegliche Verschattungselemente aus Metall ziert je ein lebensgroßes Porträt eines Liverpool-Bewohners. Die Porträtierten stammen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten und Stadtteilen. So wird das Kunstwerk zur Metapher des Theaternamens, der in roten Leuchtbuchstaben auf der Hauptfassade prangt.
Der Neubau beherbergt einen größeren Theatersaal für 400 Zuschauer, zwei Probebühnen, großzügige Foyerbereiche sowie Räume für Ausstellungen, eine Bar und einen Cateringbereich.
Der Vorgängerbau, der im Kern aus dem Jahr 1837 stammte und zuvor schon als Kapelle und Lichtspieltheater gedient hatte, sei nicht mehr zu retten gewesen, heißt es. 2011 wurde er deshalb abgerissen – 25.000 Ziegelsteine konnte aber geborgen und für den Neubau wiederverwendet werden. Das Material in Kombination mit Sichtbeton wirke robust und doch empfindsam, so ein Kritiker. Obwohl das Theater brandneu sei, schaffe es eine vertraute Atmosphäre für die vielen Besucher, die an dem Vorgängerbau gehangen hatten.
Fotos: Philip Vile
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