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19.02.2015

Mehr Drama für Béthune

Theatererweiterung von Manuelle Gautrand


Grau, verregnet und voll mit vermooster Gotik – dieses Bild hat man von der nördlichsten Region Frankreichs Nord-Pas-de-Calais. Umso auffälliger zeigt sich da der kontrastreiche, farbige Baukomplex, den Manuelle Gautrand in die Kleinstadt Béthune gesetzt hat. Die „Comédie de Béthune“ ist ein Theaterensemble, das heute drei verschiedene Gebäude einfasst. Schon Mitte der Neunziger baute Manuelle Gautrand ein bereits existierendes Kino aus den 1930er-Jahren zu einem öffentlichen Theater um. An ihren weinroten Baukörper mit seinen abgerundeten Formen, der 1999 fertiggestellt wurde und nur die Fassade des originalen Filmtheaters behielt, haben Manuelle Gautrand Architecture nun einen scharf geschnittenen, schwarzen Annex angeschlossen.

Bereits von vornherein wurde das Théâtre Béthune in der jetzigen Größe geplant, allerdings behinderte damals wohl ein Bestand auf dem Baugrundstück das Vorhaben. Indessen hat Manuelle Gautrand eine neue Architektur für den Annex entworfen. Bruch und Kontinuität zugleich lässt das Pariser Büro mit seinen beiden Bauten aus zwei Dekaden zusammenspielen.

Der Neubau hat eine komplexe Fassade: Rautenförmige, gerillte Metallpaneele sind wie ein Gewebe an den Bau appliziert. Sie führen den gemusterten Farbanstrich von Gautrands Erstlingsbau weiter. Das Schwarz dieser schmalen Rauten changiert zwischen matt und glänzend und setzt in den daraus entstehenden Lichteffekten die Idee der Gewebemusters fort. Künstler Pierre Soulages, der mit den bekannten schwarzen Streifenbildern, soll wohl als Inspirationsquelle für Gautrands ausgefeilte Rautenfassade gedient haben.

Der Erweiterungsbau übernimmt – neben einem öffentlichen Bereich mit Café im Erdgeschoss – die Rolle des Backstage-Traktes. Eine Probebühne und Büroräumlichkeiten sind darin untergebracht. Das Büro von Manuelle Gautrand hat die Erweiterung des Theaters auch als Möglichkeit genutzt, Gebäude aus den Neunzigern den neuen Sicherheitsbestimmungen anzupassen. Seit 1999 hat sich da leider einiges geändert. (sj)

Fotos: Luc Boegly


Zum Thema:

Über Reflexionen und Fassaden wird Manuelle Gautrand am 26. Februar 2015 auf dem Fassadenkongress in Stuttgart sprechen. Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldung unter:www.baunetz.de/fassadenkongress


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