BioBio, da denkt hierzulande mancher an die Eigenmarke eines großen Lebensmittel-Discounters. Hat der womöglich das neue Theater von Concepción gestiftet? Nein, natürlich nicht, denn Bío-Bío ist auch eine Region in der Mitte Chiles, und der langgezogene Bau mit dem pragmatischen Namen Teatro Regional del Bío-Bío dient als dessen neuer kultureller Mittelpunkt. Smiljan Radic, Eduardo Castillo und Gabriela Medrano haben das gelungene Haus entworfen, das im letzten Jahr fertiggestellt wurde. Die drei arbeiten in der Hauptstadt Santiago.
Radic, der aktuell auch in Venedig im Rahmen des Auftritts des Vatikans bei der Biennale einen Andachtsraum zeigt, ist bekanntlich Spezialist dafür, mit minimalen Mitteln ungewöhnliche ästhetische Verschiebungen herzustellen. Ein Stein als Pavillon oder ein Silo als Kapelle, das ist so seltsam wie frisch, weil es sich den üblichen Interpretationen entzieht. Ganz so ungewöhnlich ist das Bío-Bío Theater allerdings nicht, was auch am Format der Bauaufgabe gelegen haben mag. Wer kann es sich schon leisten, mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche in prominenter Lage zu experimentieren?
Die Architekten haben trotzdem einen interessanten Zugang zur Bauaufgabe gefunden. Sie präsentieren eine simple Dialektik aus leichter Verkleidung, spröder Betonstruktur und dem großen Saal als schwarzem Nichts. Der Raum, der dadurch entsteht, funktioniert einerseits als großzügiges Foyer, erzeugt andererseits aber auch eine Art Backstage-Atmosphäre. Allein mit architektonischen Mitteln wird dabei schon beim Betreten auf die spätere Aufführung verwiesen. Auch lässt sich die äußere Fassade somit als eine simple transluzenter Hülle verstehen, die einfach über das Gerüst geworfen wurde.
Die Materialität und Logik des Theaterbaus, der von weitem mit seinem länglichen Volumen und den ausgestellten Stützen auch etwas tausendfüsslerartiges hat, ist ansonsten eine geradlinige Sache. Zwei Säle gibt es, die hintereinander angeordnet sind und von denen der kleinere über dem Foyer schwebt. Beton in verschiedenen Schattierungen überwiegt, nur hier und da werden mit Holz und roten Teppichen Akzente gesetzt. Auch auf einen Bühnenturm wurde verzichtet, was aber immerhin die Theatermacher dazu zwingen dürfte, sich – wie die Architekten – auf das Wesentliche zu konzentrieren. (sb)
Fotos: Cristóbal Palma
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