Das französische Grenzstädtchen Freyming-Merlebach teilt das Schicksal vieler Bergbauregionen. Der Niedergang des Kohleabbaus und die Schließung der Zechen führten seit den Neunzigerjahren zu massiver Arbeitslosigkeit in dem lothringischen Ort. Die Förderung von Kunst und Kultur gilt auch hier als möglicher Ausweg aus der Perspektivlosigkeit. Freyming-Merlebach hat sich daher ein neues Theater gegönnt. Rund acht Millionen Euro flossen in das Symbol der städtischen Erneuerung. Der Entwurf für den kulturellen Hoffnungsträger ganz in Weiß stammt von Dominique Coulon & associés aus Straßburg.
Eigentlich gab es in Ort bereits einen Theatersaal, dieser war jedoch zu klein und darüber hinaus baufällig geworden. Die Gemeindebehörde entschied sich für einen Neubau. Ziel war auch, das Zentrum der Stadt – in nächster Nähe liegen das Rathaus und ein Einkaufszentrum – städtebaulich weiterzuentwickeln. Das Theater Théodore Gouvy – auch Le Gouvy genannt – bietet Platz für 700 Zuschauer und soll mit einem vielfältigen Programm bespielt werden: vom klassischen Schauspiel über Oper, Tanz und Musical bis hin zu zeitgenössischen, experimentellen Formaten.
Der Neubau mit seinem 24 Meter hohen Bühnenturm passt sich in seinen Dimensionen den umliegenden Bauten an, steht mit seiner ungewöhnlichen geometrischen Form und der sprichwörtlichen Reinheit seiner Fassade aber auch in Kontrast zu diesen. Das Volumen präsentiert sich als verschachtelter Stapel aus drei versetzt ineinandergesteckten Geschossen mit unregelmäßigen Auskragungen. Große Glasfächen markieren den Eingangsbereich im Erdgeschoss. Die voll verglaste Wand darüber erinnert entfernt an ein Periskop und fungiert als Ausguck über den Vorplatz und die Stadtlandschaft. Zusammen mit einem schmalen Fenster an der Südfassade ist dies die einzige Öffnung in der sonst hermetisch geschlossenen Fassade.
Im Inneren erwartet die Besucher ein theatraler räumlicher Auftakt. Vertikal entfaltet sich das Foyer um ein leeres Zentrum über Treppen und Gänge in Richtung Auditorium. Die Architekten sprechen von einer „void sculpture“. Vereinzelte, knallrote Sitzgelegenheiten deuten bereits auf den spektakulären Kern des Gebäudes hin: den Bühnenraum. Der Zuschauerbereich mit Parkett und Balkon leuchtet in feurigem Rot und Orange. Der Saal bietet neben modernster Bühnentechnik eine optimierte Akustik und Sitzanordnung, kein Platz ist weiter als 20 Meter von der 22 mal 14 Meter großen Bühne entfernt. Der Neuanfang von Freyming-Merlebach als regionales Zentrum der darstellenden Künste scheint auf einem guten Weg zu sein. (da)
Fotos: Eugeni Pons, David Romero-Uzeda, Thibaut Muller
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Anti | 14.02.2018 10:47 UhrNicht Nachvollziehbar
Ich kann mich meinem Vorredner nicht anschließen und versehe die Kritik nicht. Vielleicht können Sie das für mich erläutern?! Was ist den am Zick-Zack Foyer so grauenhaft? Die Farbgebung im Zuschauerraum ist etwas gewagt, da gebe ich Ihnen ein stück weit recht. Alles in allem finde ich das Projekt jedoch sehr Stimmig. Insbesondere die Bilder 4- 13 zeigen wie harmonisch und ruhig der Innenraum Auftritt. Die Architekten haben bei dem Entwurf sehr viel Sinn für entspannte Ruhe gezeigt. Das ist jedoch nur meine Bescheidene Meinung.
PS: Respekt dafür das mein Vorredner mit vollem Namen Kommentiert. Sehr mutig.