Mit dem neuen Zuidplein-Theater von De Zwarte Hond (Rotterdam) in Zusammenarbeit mit BURO M2R (Rotterdam) ist der Süden Rotterdams um einen öffentlichen Treffpunkt reicher. Neben zwei Theatersälen befinden sich in dem Bau eine Zweigstelle der Stadtbibliothek sowie ein Café und Restaurant, so dass er auch jenseits der abendlichen Ströme des Theaterpublikums als offenes Haus funktioniert. Das Projekt stellt dabei nur ein Baustein in der großangelegten Umgestaltung des Stadtquartiers Hart van Zuid dar.
Die Architektur des Theaters ist durch den städtebaulichen Kontext vorgegeben: Im Osten führen die Hochbahngleise einer Metrolinie entlang, zu dieser Seite entwickelt der Bau einen geschlossenen Charakter mit durchgängigen Klinker-Wandflächen, die in Zusammenarbeit mit dem deutschen Hersteller Deppe entstanden sind. Sondersteine mit Bruchfugen erlaubten das spontane Halbieren auf der Baustelle, was der Fassade im wilden Verband mehr Lebendigkeit gibt. Nur schmale Fensternischen und einfache vertikale Bänder aus Steinen in dunklerem Rot gliedern die Ansicht. Im Süden öffnet sich der Bau mit einer semitransparenten, gemusterten Fassade aus eloxiertem Aluminium.
Die Disposition der Innenräume mit insgesamt 12.500 Quadratmetern Bruttogrundfläche ist ebenfalls durch die Umgebung definiert. So orientiert sich der große Saal mit 600 Sitzplätzen in Richtung der Hochbahn, was auch abends laute Konzerte erlaubt, ohne Anwohner zu stören. Dem Schallschutz haben die Architekt*innen ohnehin besondere Aufmerksamkeit geschenkt, wobei nicht zuletzt die schwere Backsteinfassade hilft. Innen sind die Wände mit 6.000 dreieckigen Aluminium-Verbundplatten verkleidet, deren individuelle Form und Position vom Rotterdamer Studio RAP auf Grundlage verschiedener Algorithmen genau berechnet wurde. Das erzeugt im Saal eine außergewöhnliche Akustik, ohne dass schalldämmende Materialien erforderlich wären. Ein weiteres Spezifikum ist die Flexibilität des Saals: die Bühne, die größer als der Zuschauerbereich dimensioniert ist, kann unkompliziert in einen Mehrzweckraum verwandelt werden. Das bietet Platz für maximal 1.000 stehende oder tanzende Besucher.
Der Bau empfängt die Besucher*in mit einer hohen Lobby, in der zugleich die wichtigsten öffentlichen Funktionen wie die Lesetische der Bibliothek und die Gastronomie untergebracht sind. Tagsüber erzeugt die Fassade im Inneren ein Spiel aus Licht und Schatten, nachts leuchtet die Lobby von innen heraus.
Das nun in Betrieb genommene Theater wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Schwimmbades errichtet. Letzteres ersetzte man direkt gegenüber auf dem Areal eines abgerissenen Gemeindeamtes. Das alte Theater auf der anderen Seite der Hochbahn soll schließlich zugunsten eines neuen Busbahnhofs weichen. Und um die große Rochade in Rotterdam-Zuid zu komplettieren, wird der bisherige Busbahnhof ebenfalls verschwinden. Der Gooilandsingel wird sich dann in einen 750 Meter langen verkehrsberuhigten Boulevard verwandeln. Damit erfindet sich das Quartier Hart van Zuid vollkommen neu und wird vor allem auf Fußgänger ausgerichtet sein. (stu)
Fotos: Scagliola Brakkee
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