Es ist ja immer besonders interessant, was zwischen den Zeilen steht. Auch im Theater erzeugen vor allem die Zwischenräume eine ganz eigene Spannung: Der Raum zwischen Bühne und Publikum zum Beispiel, aber auch die dunklen Welten der Hinterbühne – bis hin zur Garderobe. In der bretonischen Hafenstadt Saint Nazaire wurde im Oktober das neue
Theâtre de Saint-Nazaire eröffnet, entworfen und geplant von dem Pariser Büro
k-architectures von Karine Herman und Jérôme Sigwalt. Der Bau wurde am 8. September 2012 eingeweiht.
Ein weiterer Zwischenraum wurde hier inszeniert: Der neue Theaterbau steht direkt neben dem klassizistischen Bahnhofgebäude, das im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört worden ist – der Bestand mit seinen alten Torbögen wurde von dem Architektenduo in den Neubau integriert. Alt und Neu stehen völlig selbstverständlich nebeneinander, die Narben der Vergangenheit wurden beibehalten und nur soweit wie nötig saniert.
Mit der monolithischen, introvertierten Form des Neubaus beziehen sich die Architekten auch auf den benachbarten U-Boot-Bunker. Ein bekannter Bau, er wurde 2007 unter dem Namen
„Alvéole 14“ von dem Berliner Büro LIN von Finn Geipel und Giulia Andi zu einem Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik umgebaut.
Die hellen Betonoberflächen der neuen Fassaden sind mit vertieften und teilweise perforierten Blumenmustern versehen, die Herman und Sigwalt aus Seidenstoffmotiven des 17. Jahrhunderts abgeleitet haben. So kann nachts stellenweise ein sanftes Leuchten durch die Wände nach außen strahlen. Ein wenig erinnert diese Art der modernen Oberflächenornamentik an die Fassaden-Architektur aus dem Büro von Manuelle Gautrand und ihr
Museumsgebäude in Lille – die Zeiten der französischen Ornamentik in der Architekur scheinen also noch nicht vorbei.
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auch ein | 01.11.2012 09:55 Uhrarchitekt
ein tolles ding !
und sehr schön fotografiert