Es ist der erste Theaterneubau, der seit mehr als 100 Jahren außerhalb der dänischen Hauptstadt entstanden ist – so jedenfalls der Claim der Architekten von Schmidt Hammer Lassen (Kopenhagen). Hjørring – der Schauplatz dieser Kulturleistung in der Region Nordjylland – ist allerdings kein vergessenes Provinznest, sondern immerhin eine der ältesten Stadtgründungen des Landes. Und das Vendsyssel-Theater dient neben seiner Funktion als Spielort für Musik und Schauspiel auch als neuer Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.
Im November 2013 hatten Schmidt Hammer Lassen mit einem Entwurf den Wettbewerb gewonnen, der in nur drei Jahren in seinen wesentlichen Aspekten unverändert umgesetzt wurde. Ein zweigeschossiger, zentraler Bauteil wird dabei von kantigen Kuben umspielt, die mal in Cortenstahl und mal in farbiges Glas verpackt sind. Die Kuben beherbergen neben dem Bühnenturm des großen Saals mit seinen mehr als 400 Plätzen eine Konzerthalle für knapp 200 Besucher, eine sogenannte Blackbox für bis zu 150 Gäste und einen kleineren Saal für die Proben.
Der Neubau mit seinen 4.300 Quadratmetern Nutzfläche steht am Rand der Innenstadt, einige hundert Meter entfernt vom bisherigen Standort der Institution. In unmittelbarer Nähe liegt jedoch nicht nur das zentrale Einkaufszentrum der Stadt, sondern auch der Bahnhof, wodurch das Theater auch für die umliegende Region zugänglicher wird. Die unmittelbare Nachbarschaft ist jedoch alles andere als pittoresk kleinstädtisch, sondern lässt eher an die urbane Peripherie denken. Mit ihrer bedachten Kubenkomposition möchten SHL darum auch die Identität des Standorts stärken.
Verbunden werden die verschiedenen Säle des Theaters durch ein Foyer, das nicht ausschließlich als Durchgangraum konzipiert ist, sondern das mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten als beheizte Ergänzung zum in Dänemarks Nordosten durchaus kühlen Außenraum fungiert. Der Gebrauch ist nicht eindeutig definiert, so dass das Foyer je nach Tageszeit für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Die Gestaltung des Foyers mit Sichtbeton und dunkelgrauen Paneelen ist dabei betont pragmatisch – lobenswerterweise wollte man sich hier in der Provinz wohl allzu repräsentative Gesten zugunsten der räumlichen Qualität sparen. (sb)
Fotos: Adam Mørk
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