Skyline – so hatten
FRES architectes (Paris/Genf) ihren Entwurf übertitelt, mit dem sie 2009 den internationalen Wettbewerb für ein neues Komödientheater in Genf gewannen. Im Gegensatz zu klassischen, um ein zentrales Bühnenhaus herum organisierten Theaterbauten zieht sich die von der Stadt beauftragte und mit einem Gesamtbudget von 98 Millionen Schweizer Franken (inkl. Steuern) realisierte
Nouvelle Comédie de Genève nun als Riegel mit vier Hochpunkten entlang einer neu angelegten Esplanade. Diese entstand auf dem frei gewordenen Areal des Stadtteilbahnhofs Eaux-Vives, der zuvor – man sieht es im Schnitt – in den Untergrund verlegt worden war.
Das zinnenartige Profil des 2021 eröffneten Theatergebäudes soll die Vielfalt und das produktive Nebeneinander der hier stattfindenden Aktivitäten betonen. FRES architectes sprechen diesbezüglich auch von einer „Performance-Fabrik“. Das sich auf 16.060 Quadratmeter Bruttogrundfläche entfaltende Raumprogramm umfasst 2.400 Quadratmeter für Werkstätten und Studios im westlichsten Turm, gefolgt vom Bühnenturm des großen Saals mit 500 Sitzplätzen. Über den Zuschauerbereich liegen die Räume für Administration, die den dritten Hochpunkt ausbilden. Unter dem vierten befindet sich eine weitere Bühne – die sogenannte Black Box – für 200 bis 500 Zuschauer*innen. Über dieser sind schließlich noch zwei 220 und 155 Quadratmeter große Proberäume untergebracht. Hinzu kommen außerdem Technikflächen, ein Restaurant und weitläufige Eingangsbereiche.
Angelegt mit vorgelagerter Bühne und Sitzrängen wird der große Saal durch seine origamiartig gefalteten Wände geprägt, in denen alle akustischen und lichttechnischen Vorrichtungen untergebracht sind. Der dem Experiment gewidmete Black-Box-Saal hingegen verfügt über ein modulares Tribünensystem für verschiedene Konfigurationen. Die Wände sind hier mit Lamellen aus faserverstärktem Beton verkleidet, deren Muster die Akustik optimieren soll. Zwischen beiden Sälen liegt das Foyer mit doppelter Höhe, das über einen Gang erreicht wird. Letzterer durchzieht und öffnet das Gebäude zur Esplanade hin auf ganzer Länge. Der hausinterne Zugang erfolgt parallel zur nordwestlichen Fassade durch übereinanderliegende Galerien, die das gesamte Theater erschließen.
Um die Beeinträchtigung durch den nahen Zugverkehr so gering wie möglich zu halten, wurde eine massive Betonstruktur mit Scherwänden errichtet. Beide Bühnenräume sind darin voneinander entkoppelt auf Federkästen eingefügt. Die Stirnseiten des Gebäudes wurden mit perforiertem Aluminiumblech verkleidet, die Längsseiten hingegen verfügen über eine transparente Glas-Metall-Fassade, die aus 270 mal 110 Zentimeter großen Modulen besteht. Während sich der Bau tagsüber nüchtern und eher zurückhaltend präsentiert, wird er bei Dunkelheit zum spektakulärem Stadtbaustein: Seine Glasfronten erstrahlen in kräftigen Farbverläufen von Gelb zu Rot, auf der Stirnseite verkündet das mit LEDs hinterleuchtete Lochblech weithin sichtbar den Namen des Theaters.
(da)
Foto: Yves André
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