Theater statt Kino – das wirkt fast etwas untypisch, gilt doch der Siegeszug des Bewegtbildes kulturhistorisch eher als Verdrängungsfaktor der Bühnenkunst. Der Verwaltung von Illueca, einer kleinen Gemeinde im Westen der Provinz Saragossa, schien eine entsprechende Umwidmung jedoch das passende Mittel, um in einem der am dünnsten besiedelten Gebiete der Autonomen Region Aragonien weiteren Bevölkerungswegzug zu verhindern. Den Wettbewerb für den Bau eines Theaters mit erweitertem Freizeitangebot an Stelle des alten, monofunktionalen Kinos im Ortszentrum konnten Magén Arquitectos (Saragossa) für sich entscheiden.
Mitten im historischen Ortskern dockten die Architekt*innen den Baukörper an eine Wohnbebauung an und schlossen den existierenden Block nach Süden. Ein abgetreppter Sandsteinsockel gleicht die 2,5 Meter Höhenunterschied im Gelände aus. Das Bauvolumen artikuliert die vier Funktionen Bühnenturm, Auditorium, Foyer und Servicebereich mit unterschiedlich geneigten Kupferdächern sowie verschiedenen Höhen und Ausrichtungen, die wiederum Bezug auf die Formenvielfalt der Umgebungsbauten nehmen.
Auch farblich passt sich der Neubau in seine Nachbarschaft ein. Der Sockel besteht aus dem Sandstein der örtlichen Steinbrüche, die Hülle aus rotem Klinker erinnert an die lokale Töpfertradition. Durch Variationen eines doppelten Läuferverbands werden verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten des Ziegels durchgespielt. Das Material erscheint als Mauerwerk, Gitter, Türsturz und fungiert auch als akustisches Element. Oberlichter und Keramikgitter tauchen das Foyer in eine sich im Laufe des Tages verändernde Lichtstimmung. Nachts verrät das aus dem Gebäude dringende Licht dessen Aktivität als Aufführungsort.
Der Hauptsaal, der sich neben Theateraufführungen auch für Konzerte, Tanz oder eben doch wieder Filmvorführrungen eignet, verfügt über 224 Sitzplätze. Hohlräume, Öffnungen und Lichtquellen aus verschiedenenen Richtungen artikulieren die vier äußeren Volumen des Theaters auch im Innenraum. Die Materialpalette reicht von Sichtbeton über hellen Putz bis zu gedämpfter Buche. Ein Wechsel von Klinker und Lochziegeln erzeugt spannende Texturen. (kms)
Fotos: Rubén P. Bescós
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