Finnisches Origami: ALA Architects (Helsinki) – derzeit mit ihrem Kilden-Museum in Kristiansand im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt ausgestellt – haben in der ostfinnischen Stadt Kuopio ein in die Jahre gekommenes Theater aus den 60er Jahren auf feinfühlige Art und Weise saniert. Gleichzeitig verpassten sie dem Kuopio City Theatre einen zeitgemäßen Anbau. Das Äußere des senkrecht zum Bestandsbau angedockten, rechteckigen Volumens erinnert an ein entfaltetes, geknittertes Origamipapier.
Die Anforderungen an die Sanierungsmaßnahmen klangen zunächst sehr technisch: Sie umfassten vor allem die Erneuerung der Klimatechnik und Elektrik sowie der Bühnentechnik. In diesem Zuge wurden auch die Aufenthaltsräume im Theater „respektvoll saniert“, so die Architekten. Neue Möbel folgen der Entwurfsphilosophie des Ursprungsbaus, so entspreche der „löwengelbe Teppich“ dem ursprünglichen Farbkonzept. Weiter heißt es: „Das alte Gebäude weist eine wunderschöne Palette an zeitlosen Materialien wie weiße Betonpaneele, Glas und Terracottafliesen auf.“ Um diese Materialität angemessen zu ergänzen, verkleideten die Architekten den Erweiterungsbau mit weißen Faserbetonpaneelen, deren Oberfläche mit variierenden Faltungen gestaltet ist.
Trotz der spielerischen Oberfläche wirkt der zeitgenössische Anbau im Vergleich zum spätmodernen Bestand recht massiv. Er beherbergt eine neue, flache Studiobühne mit flexiblen Zuschauerrängen und modernster Bühnentechnik, einen Raum für die Belüftungsanlage, Bereiche für die Kostümfertigung sowie Umkleiden. Für die Bühnenbilder, die heute außerhalb gebaut werden und daher angeliefert werden müssen, benötigte der Anbau neue logistische Elemente wie einen Aufzug zwischen den verschiedenen Bühnen und spezielle Anlieferungsbereiche.
Um Alt und Neu zu verbinden, schlossen die Architekten an das Foyer eine brückenähnliche Konstruktion an, die entlang der Fassade zu dem neuen Saal im Anbau führt und gleichzeitig ein Vordach formt. So konnte auch nach der Erweiterung der ursprüngliche Eingang beibehalten werden. Beide Bühnen befinden sich im Obergeschoss und werden über eine pyramidenähnliche Treppe erschlossen. Der markante Bühnenturm wurde erhöht und um eine gläserne Laterne ergänzt – die einzige Neuerung, die aus dem Stadtzentrum ankommende Besucher auf den ersten Blick ausmachen können. (lr)
Fotos: Tuomas Uusheinmo
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