Mit ihrem Kleiburg-Projekt in Bijlmermeer haben XVW Architectuur vor einigen Jahren gezeigt, dass man individualisiertes Wohnen auch in einer standardisierten Wohnstruktur der späten Moderne denken kann. Das Projekt, das damals in Zusammenarbeit mit NL Architects entstand, wurde mit dem Mies van der Rohe Award ausgezeichnet. Bei ihrem jüngsten Projekt in Bloemendaal in Nordholland schließen sie nach eigenen Angaben an solche Ansätze an. In typologischer Hinsicht mag dies vielleicht etwas weit hergeholt sein, aber trotzdem handelt es sich bei ihrer Parkvilla Brederode um einen interessanten Fall von vorstädtischer Nachverdichtung.
Bloemendaal ist am westlichen Rand von Haarlem verortet, das wiederum einige Kilometer westlich von Amsterdam liegt. Das Siedlungsgefüge geht hier in einen dichten Dünenwald über, an dessen Rand im 19. Jahrhundert ein großer Klinikbau des damals bekannten Klassizisten Jan David Zocher entstand. Der Name Brederode bezieht sich auf eine nahegelegene Schlossruine, die zu den ersten denkmalgeschützten Bauten der Niederlande gehörte. Zwischen diesen historischen Fragmenten entstand ein ebenfalls von Zocher gestalteter Landschaftspark. Bereits seit anderthalb Jahrzehnten wird das Areal überplant und das historische Erbe nun im Sinne eines Wohnens im Park um neue Gebäude ergänzt. So hofft nun auch die Parkvilla von XVW von der besonderen Lage zu profitieren. Die Gestaltung erinnert auf gelungene Weise an Vorbilder der 1960er- und 70er-Jahre.
Das Gebäude ist mit seinen 1.800 Quadratmetern auf drei Geschossen ein Gegenentwurf zu anderen Entwicklungsprojekten im Park von Brederode, die von einer fast schon amerikanischen, McMansion-artigen Zersiedlung geprägt sind. Luxuriös geht es auch bei der Parkvilla zu – die stattliche Fläche teilen sich gerade mal acht Wohneinheiten. Aber immerhin wurde hier auf einem relativ kleinen Grundstück konsequent verdichtet. Die Architekt*innen zeichnen einen horizontal orientierten Backsteinbau, dessen U-förmiger Grundriss sich mit großen Terrassen zum Park hin öffnet. Parallelen zu Kleiburg sehen XVW vor allem in der simplen Grundstruktur des Gebäudes, die eine flexible Anpassung der Apartments an die Bedürfnisse der künftigen Bewohner*innen erlaube. (sb)
Fotos: Stijn Poelstra
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
Hey | 04.04.2022 14:36 UhrIch finds schön
Jemand der aus Köln kommt, sollte nicht zu sehr über Architektur "haten", die aus den 60ern stammt.Ich finde an der Tatsache nichts verwerflich oder schlimm.