Der Povera Theaterpavillon von Joao Quintela und Tim Simon besticht durch gekonnte Reduziertheit. 118 identische Holzmodule – ihre Konstruktion ist dem Kulissenbau entlehnt – fügen sich zu einer symmetrischen Form aus zwei Kreissegmenten zusammen. Die Anspielung auf traditionelle Theaterformen bleibt dabei durchlässig und ermöglicht Interaktionen zwischen Innen und Außen, zwischen Publikum und Schauspielern.
Die Holzkonstruktion wurde anlässlich des Theaterfestivals in Almada, Portugal vom Teatro Municipal Joaquim Benite initiiert und in einem zweiwöchigen Workshop von Studenten errichtet. Die Eingänge an der Schnittstelle der Kreise sind jeweils durch ein blaues T akzentuiert. Die Architekten verlangen so vom Besucher eine „Entscheidung ähnlich eines ersten Aktes, in dem keine Vorgaben zur Bewegungsrichtung gemacht werden.“
Das portugiesisch-deutsche Architektenduo schuf ein monomaterielles Objekt, das eigentlich als Anregung für vielseitige Nutzungsprozesse gemeint ist. Auch ihr Erstlingswerk, der KAIROS Pavillon besteht aus nur einem Material: aus Betonfertigteilen. Im Gegensatz zur temporären Kulisse Povera war der Betonbau entsprechend der Materialeigenschaften als permanente Hülle für wechselnde Kunst- und Architekturausstellungen konzipiert.
Bis letzte Woche haben in dem Pavillon zweimal täglich Aufführungen stattgefunden. Der temporäre Bau inspiriert auch zur Auslotung der Beziehung zwischen Architektur und Theater. Dazu wurde eine Vortragsreihe mit Teilnehmern aus Theorie und Praxis organisiert – unter anderem mit Manuel Graça Dias, Diogo Seixas Lopes und Patrícia Barbas (Barbas Lopes Arquitectos) und Jesús Donaire. Noch bis Ende Juli ist eine Ausstellung zum zehnjährigen Jubiläum des Teatro Municipal Joaquim Benite in dem Pavillon zu sehen. Danach lässt er sich demontieren und wiederverwenden – voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres als Teil eines Reurbanisierungsprojektes. (dd)
Fotos: Diana Quintela