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17.06.2014

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Lückenfüller

Temporäres Restaurant in Weimar


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Kochen und Architektur – irgendetwas verbindet diese beiden Disziplinen, zumindest übt das Kochen immer wieder Faszination auf Architekten aus. In Weimar wurde an diesem Wochenende ein temporäres Restaurant aus recycelten Materialien eröffnet, das nicht nur eine bisher ungenutzten Baulücke, sondern auch eine kulinarische Lücke schließt. Entworfen und realisiert wurde der Neubau von Studenten der Bauhaus-Universität Weimar.

Etwa 20 Gäste finden in dem Neubau Platz, der sich als 5,50 Meter breiter und 24 Meter langer Riegel an ein Haus andockt. Die Front, ein quadratischer Rahmen mit einem asymmetrisch unterteilten Fenster, scheint über dem Bürgersteig zu schweben. Der Eingang liegt seitlich, so dass der Gast zuerst drei Stufen hinauf über ein Podest in das Restaurant geführt wird. Bestehende Bäume wurde in das Podest mit einbezogen. Der Innenraum löst die klassische Trennung zwischen Gastraum und Küche auf. Durch das heute gängige Prinzip einer offenen Küche steht der Koch mit den Gästen in Kommunikation.

Inspiriert durch andere Bauwerke, bei denen Architekten mit alten Ziegeln, gepresstem Altpapier oder wiederverwertetem Beton bauten, sollte auch in dieser studentischen Arbeit das ressourcenschonende Bauen ausgelotet werden. Zur Konstruktion wurden nur Materialien verwendet, die bei Baufirmen oder Logistikunternehmen aus dem Thüringer Umland abfallen: Der Bodenbelag des Restaurants ist aus ehemaligen Lkw-Böden zusammengesetzt, und alte Lkw-Planen dienen als wasserabweisende Schicht. Die Balken stammen aus einem abgebrochenen Dachstuhl aus dem Nachbarort Ehringsdorf. Als Fundament dienen Sandsäcke, die von der Freiwilligen Feuerwehr ausgeliehen sind. Gefüllt wurden diese wiederum mit einem Betonzuschlag einer Betonfirma, der anschließend wieder der Betonproduktion zugeführt werden kann. Um an das Holz für ihr Gebäude zu gelangen, übernahmen die Studenten die Abbrucharbeiten. Wenn das Restaurant nach dem Sommer wieder abgebaut wird, gehen die Balken zurück an die ursprünglichen Besitzer.

Die Herausforderung bestand darin, in abgelebten Materialien ein Potential zu erkennen. Die Planungen für das Projekt entstanden in Rahmen der Masterarbeit von Hannes Schmidt am Lehrstuhl Bauformenlehre bei Bernd Rudolf. Der Bau wurde in Zusammenarbeit mit Phillipp Bader und anderen Studierenden realisiert. Der Reiz der Improvisation, einen Ort zu besetzen, seinen Charakter zu erfassen und ihn zu gestalten, zog auch Studierende anderer Fakultäten an. So stammen die meisten Ausstattungsgegenstände von der Garderobe über die Lampen bis zum Porzellangeschirr von Studierenden der Fakultät Gestaltung.

Mindestens bis zum 31. Juli wird „die Lücke“ geöffnet sein. Da sich die Bauarbeiten verzögerten, wurde eine Verlängerung bis Ende September beantragt. (Franziska Wiegand)

Fotos: Marco Rüdel und Philipp Specht


Zum Thema:

Baunetzwoche#220 vom 6. Mai 2011 „Architektur-Recycling“


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

alexander | 24.06.2014 16:26 Uhr

kompliment

BERLIN
in berlin steht ein "Energieeffizienzhaus Plus", mit welchem uns klar gemacht werden soll, dies sei die "zukunft". wenn ich sehe, welche ressourcen für dessen errichtung notwendig waren, und dann wie kühl-glatt dieses gebäude ist, wird mir übel.
******
WEIMAR
also, das ist aus meiner sicht "ökologisches bauen" und mutiges zugleich. außerdem gut gestaltet, lowtech, lowbudget, "high-haptik"...kompliment!

5

Anne | 20.06.2014 09:51 Uhr

begeistert

WUNDERBAR!!!!
Endlich ist mal wieder was REALES aus der Feder der Studierenden zu bewundern!
Hoffentlich schaffe ich es vor dem Abriss noch nach Weimar zu kommen und dort zu essen und zu sein.

GLÜCKWUNSCH fürs durchhalten. Es hat sich gelohnt!

4

Martin | 18.06.2014 12:48 Uhr

Mutmachend! Weiter So!

Wenn ich sowas sehe, springt mein Architektenherz vor Freude. Leider hat Kommentator 2 Recht mit der eingeschränkten Machbarkeit unter reellen nicht-temporären Vorraussetzungen! Aber umso mehr zeigt dieses tolle Beispiel, dass es sich lohnt für mehr Offenheit und Machbarkeit in der Planung in Deutschland einzutreten und zu streiten!
Gratulation an den Lehrstuhl und alle Beteiligten!
Weiter so!!!

3

junger architekt | 17.06.2014 22:30 Uhr

mehr davon

Sehr sehr schön! Sowas würde ich mir auch in München mal wünschen! Bitte mehr davon. Auch wenn mein Vorgänger schon geschildert hat, aus welchen bürochratischen und vorschriftsmäßigen Gründen dies eigentlich ein Fing der Unmöglichkeit ist. Trotzdem macht es Mut und Lust auf mehr!

2

peter | 17.06.2014 20:07 Uhr

vanitas

sehr schön!

aber weil wir in deutschland leben, muss man so etwas zwei bis drei monate nach der fertigstellung dann schon gleich wieder abreißen, damit nur niemand sieht, dass die bude womöglich auch länger gehalten hätte?

ohgottohgott enev, oje brandschutz, auweia ihr dins und luftdichtigkeiten, veterinärvorschriften und co.!

und ist das altholz eigentlich A IV oder gar von studierenden der technischen fakultäten auf dioxin, lindan, pak, pcb/pcp, bleifarbe, formaldehyd und ddt geprüft worden? jeder balken, jedes brett, jede platte?

altholz könnte so ein toller baustoff sein, aber die ganzen schadstoffverordnungen lassen leider eigentlich nur die kontrollierte verbrennung à la thermoselect zu...

1

Gerd van der Mulde | 17.06.2014 15:42 Uhr

Toll

Sehr schön! feines ambiente....

 
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