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05.12.2022

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Bauen mit Bäumen

Temporäre Finlandia-Halle in Helsinki


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Als Enkel eines Försters betonte Alvar Aalto einst die Unentbehrlichkeit des Waldes für den Menschen. Diesen holt ein Entwurf von Studierenden der Aalto-Universität ganz in die Nähe seines berühmten Spätwerks in die finnische Hauptstadt Helsinki. Seit Januar und voraussichtlich für die nächsten 2,5 Jahre erfährt die ikonische Konzert- und Kongresshalle Finlandia, die 1971 eingeweiht wurde und seit der Fertigstellung des Kongressflügels 1975 als vollendet gilt, eine umfassende Sanierung. Unter anderem wird dabei die charaktergebende Natursteinfassade aus Carrara-Marmor, mit der Aalto das Flair der von ihm vielbereisten Mittelmeerländer in den Norden bringen wollte, aufgrund von Verformungen und Auswölbungen zum zweiten Mal seit den 1990er Jahren erneuert.

An der östlichen Hauptfassade, die der Töölö-Bucht zugewandt ist, steht nun für die Dauer der Sanierungsarbeiten ein länglicher, eingeschossiger Baukörper als temporäre Veranstaltungsstätte mit rund 2.700 Quadratmetern Bruttogrundfläche. Pikku-Finlandia, also die kleine Finlandia, entstand nach einem Entwurf der drei Architekturstudierenden Jaakko Torvinen, Havu Järvelä und Elli Wendelin in Zusammenarbeit mit dem Professor Pekka Heikkinen und Architects NRT.

Eine Besonderheit stellt nicht nur die Verwendung des Materials Holz in Form von vorgefertigten Raummodulen aus Brettsperrholz, Hohlkastendecken und Brettschichtholz dar, sondern auch die insgesamt 95 Kiefernbaumstämme aus Wäldern an der südfinnischen Küste, die in ihrem ursprünglichen, unbeschnittenen Zustand samt Astansätzen als Stützen zum Einsatz kamen. Diese finden sich innen etwa in Foyer und Café wieder und bilden außen entlang dreier Seiten des Quaders eine 127 Meter lange Kolonnade aus.

Bis zu 1.000 Personen passen in die Eventhalle, womit das Gebäude seiner großen Schwester durchaus kapazitiv nahekommt. Konferenzen, Kongresse, Festivals, Konzerte oder Galaveranstaltungen können hier stattfinden, während das Café und eine Ausstellungsgalerie sich auch permanent dem Publikum öffnen. Bewusst sichtbar belassen sind die Nahtstellen der Module sowie die Haustechnik. Sie deuten auf die Rückbau- und Wiederverwendbarkeit der temporär gefügten Raumeinheiten hin, denn diese sind bereits für eine weitere Nutzung als Schule oder Kindergarten vorgesehen. In ihren Abschlussarbeiten widmeten sich Jaakko Torvinen und Elli Wendelin speziell dem reversiblen Gebäudedesign sowie der Ökobilanz von transportablen Gebäuden.

Den jungen Architekt*innen war es laut eigenen Aussagen besonders wichtig, den temporären Ersatzbau gestalterisch in keiner Weise mit dem berühmten Bauwerk vergleichen zu können. Stattdessen sollte sich dieser im eher kleinen Maßstab in den umgebenden Park einbetten. Die landschaftliche Inspiration und naturnahe Herangehensweise lassen an einer Stelle jedoch durchaus Vergleiche zu. Aalto soll seine filigran ondulierte Westfassade des Konferenzflügels auf der gegenüberliegenden Seite um den Baumbestand auf dem Grundstück geformt haben. (sab)

Fotos: Mikko Raskinen, Kimmo Räisänen, Mikael Linden, Mika Pollari, Jaakko Torvinen


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

1

Nachbar | 05.12.2022 16:43 Uhr

Beispiel

Sehr gut!
An so einem Prozess könnte sich Deutschland ein Vorbild nehmen.
Z.B. Frankfurt am Main mit dem Schauspiel.
(Leider kommen dort Junge ArchitektInnen nie zum Zug)

 
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