- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
26.04.2023
Lichte Rotunde in Hampshire
Tempelanlage von James Gorst Architects
In ihrer Eigenschaft als Medium, so bekundete die Britin Grace Cooke (1892–1979), habe sie von 1930 an in Kontakt zu einem amerikanischen Ureinwohner namens White Eagle gestanden. Um den Weisungen des spirituellen Lehrmeisters Geltung zu verschaffen, gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann eine Loge. Heute in aller Welt aktiv, ist das spirituelle Zentrum der White Eagle Lodge nahe der Gemeinde Rake im South Downs National Park nordöstlich der Hafenstadt Portsmouth zu finden.
Nachdem der futuristisch-klassizistische Vorgängerbau aus dem Jahr 1974 aufgrund von Schäden abgerissen werden musste, ist an seiner Stelle ein neuer Tempelkomplex nach einem Entwurf von James Gorst Architects entstanden. Das Londoner Büro gewann 2017 den zweistufigen Wettbewerb für das Projekt. Inmitten eines von McWilliam Studio (Old Amersham) geplanten Gartens als Zentralbau errichtet, überragt das Heiligtum, zu dem leider kein Planmaterial veröffentlicht werden kann, drei niedrige Pavillonbauten. Nebst Kapellen bergen die flachen Trakte Versammlungsräume ebenso wie eine Bibliothek und eine Küche. Bei den Materialien setzten die Architekt*innen auf eine regional inspirierte, zurückhaltende Palette aus Holz, Ziegel und Kalkmörtel.
Den rituellen Anforderungen der Gemeinschaft wird durch einen Kreuzgang Genüge getan. Indem er die einzelnen Baukörper miteinander verbindet, umschließt er einen quadratischen Innenhof, der sich allerdings nach Südosten öffnet. Der Rückgriff auf tradierte Elemente der Sakralarchitektur, die gleichwohl in neuartiger Weise arrangiert werden, bestimmt auch die Gestalt des Tempels. So findet sich der Bau von einer Kuppel bekrönt, die jedoch tief im Tambour versenkt ist. Dieser Tambour, weitgehend in Glasflächen aufgelöst, ruht wiederum auf vier nur flach gewölbten Pendentifs aus Betonfertigteilen.
Auch die Entscheidung der Architekt*innen, diese Pendentifs von den Wänden aus Holz und Mauerwerk abzurücken, um dem Sakralraum Tiefe zu verleihen, ist nicht ohne historische Vorbilder. Dass die Fassade im Sockelbereich geschlossen ist, verhilft dem Zentralraum dabei nicht nur zu Intimität, sondern befördert auch die Konzentration auf den Ritus. Eine Verbindung zur Umgebung soll gleichwohl durch die Bögen hergestellt werden, die sich zu den vier Haupthimmelsrichtungen öffnen. Indessen spiegelt der lichte Tambour die Bedeutung wider, die die White Eagle Lodge – wie andere Glaubensgemeinschaften auch – dem Licht beimisst. (ree)
Foto: Rory Gardiner
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
Kommentare:
Kommentare (8) lesen / Meldung kommentieren