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29.04.2025
Aus Bremerhaven zur Polarexpedition
Technikum von kister scheithauer gross
Im Technikum des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung in Bremerhaven entwickeln Forschende ihre Geräte für den Einsatz in Polarregionen und der Tiefsee. Der Neubau entstand nach Plänen von kister scheithauer gross (Leipzig/Köln/Berlin). Benannt ist er als Rasmus-Willumsen-Haus nach einem Begleiter des Polar- und Geowissenschaftlers Alfred Wegener. Die beiden Forscher führten 1930 eine Expedition auf dem grönländischen Inlandeis durch, kehrten allerdings nicht zurück.
Das Technikum entstand im nördlichen Teil des Bremerhavener Werftquartiers. Der Stadtteil wird derzeit im Norden des Fischereihafens entwickelt und basiert auf einem Rahmenplan von Cobe (Kopenhagen). Künftig sollen hier mehr als 6.000 Menschen sowie zahlreiche Unternehmen und Forschungseinrichtungen unterkommen. Der Neubau erweitert den AWI-Campus auf der gegenüberliegenden Hafenseite.
Der strenge Baukörper erstreckt sich über rund 60 Meter entlang des Yachthafens und staffelt sich mehrfach in der Höhe. Im Erdgeschoss schließt das Gebäude mit einer transluzenten Industrieglasfassade ab. Die Geschosse darüber erhielten eine Ziegelfassade in unterschiedlichen Rot- und Brauntönen. Sie werden von weißen Ziegeln durchsetzt, die auf Schnee und Eis in den Polarregionen verweisen sollen. Innen nehmen unter anderem akustische Elemente in Form von Eisschollen und Eisbohrkernen das polare Thema auf.
Ansonsten folgen die Raumanordnung und Gestaltung den komplexen technischen Anforderungen und funktionalen Abläufen der Forschungsarbeit. Das Herzstück bildet die dreigeschossige, fast 400 Quadratmeter große Vorbereitungshalle im westlichen, flacheren Gebäudeteil, deren Spannweite durch einen hölzernen Trägerrost möglich wird. Sie beherbergt unter anderem eine Kranbahn zum Transport der Container, ein fünf Meter tiefes Salzwassertauchbecken für Instrumententests und einen 19 Meter hohen Bohrturm zur Erprobung von Eisbohrern. Rückseitig schließt nach Süden ein Hochregallager an, das Platz für Schlitten, Seile, Transportkisten und weitere Ausrüstungsgegenstände für Expeditionen bietet.
Zudem finden sich im Erdgeschoss Werkstätten, ein Labor und Kältekammern. Letztere erlauben dem Forschungsteam, ihre Geräte unter Extremtemperaturen bis zu Minus-80-Grad zu testen. Panoramafenster in der Expeditionshalle und in den Aufenthaltsräumen bieten nicht nur den Mitarbeitenden Ausblicke auf Hafen oder Stadt. Auch Passanten entlang der vorbeiführenden öffentlichen Promenade erhalten Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb. Im zweiten Obergeschoss des östlichen Gebäudeteils ordnen sich um einen Lichthof die Büros der Techniker*innen und Ingenieur*innen an.
Die Architekt*innen stellten den Neubau bereits 2023 fertig. Die Arbeiten an den Außenanlagen nach Plänen von plandrei Landschaftsarchitekten (Erfurt) mit ppr Freitaum+Umwelt (Bremen) dauerten bis Ende 2024. Entstanden ist eine Bruttogrundfläche von rund 4.120 Quadratmetern. Im Außenbereich kommen Flächen für Container und zum Testen von meterologischen Messstationen hinzu. Die Kosten werden von der Hansestadt Bremen mit rund 18,5 Millionen Euro angegeben – davon übernahmen das Bundesministerium für Bildung und Forschung gut 16,6 Millionen Euro und das Land Bremen knapp 1,9 Millionen Euro. (sbm)
Fotos: Schnepp Renou
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