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28.04.2016

Pantheon der Kunst

Tadao Ando plant Museum in Paris


Mit dem Palazzo Grassi und der Punta della Dogana haben Tadao Ando und François Pinault bereits in Venedig bewiesen, was für ein gutes und eingespieltes Team sie sind, zählt die Punta della Dogana in Entwurf, Detail und Ausführung doch zu einem von Andos besten Werken. Nicht ohne falschen Stolz und voller Enthusiasmus gab deshalb gestern die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zusammen mit dem französischen Kunstsammler in einer Pressekonferenz bekannt, dass die Pinault-Collection ihr nächstes Museum in Paris eröffnen wird – mit dem Pritzker-Preisträger Tadao Ando. Das Privatmuseum für zeitgenössische und moderne Kunst soll in die historischen Hallen der Bourse de Commerce einziehen. Dafür hat die Stadt Paris dem Luxus- und Modeunternehmer Pinault jetzt die Nutzungsrechte für die nächsten 50 Jahren verliehen – die Handelsbörse wird dafür aus dem 1. Arrondissement in ein städtisches Gebäude in der Rue Léon-Jouhaux im 10. Arrondissement ziehen.

Die Lage in der Rue de Viarmes zwischen Louvre, Les Halles und Centre Pompidou ist natürlich perfekt, das Bestandsgebäude von 1763 – eine Hommage an das Pantheon in Rom – monumental. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der Rundbau von der Industrie- und Handelskammer von Paris genutzt, 1975 wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Die 1811 anstelle der freitragenden Holzkuppel errichtete Stahlskelettkuppel des Architekten François-Joseph Bélanger und des Ingenieurs François Brunet ist mit einem Durchmesser von fast 40 Metern nur wenig kleiner als die des Pantheons. Man kann sich nur allzu gut vorstellen, dass Tadao Ando die richtige Sprache für den Umbau der Handelsbörse in einen Kunsttempel finden wird. Bis 2018 sollen die Arbeiten fertiggestellt sein, das Museum Ende 2018 eröffnen.

Für den Milliardär François Pinault, dessen Vermögen aktuell 14,9 Milliarden US-Dollar beträgt, geht mit dieser Entscheidung endlich auch ein langer Kampf zu Ende. Schon 2001 wollte er Tadao Ando mit einem Neubau auf der Seine-Insel Île Seguin beauftragen. Wegen Verzögerungen und einer Blockade durch die Gemeinde ließ er den Plan ein paar Jahre und Millionen später fallen und eröffnete daraufhin 2006 seine erste Sammlung im Palazzo Grassi in Venedig. Und dass Pinaults Pendant und Konkurrent Bernard Arnault, Kunstmäzen und Leiter des Luxus-Konzerns LVMH Moët Hennessy - Louis Vuitton, bereits 2014 den dekonstruktivistischen Gehry-Neubau für seine Fondation Louis Vuitton am Pariser Bois de Boulogne eröffnete, wird nun sowohl durch die Qualität der ausgestellten Sammlung sowie die Qualität der Architektur wettgemacht. Paris wird durch dieses Pantheon der Kunst um einen neuen Kulturort bereichert. (jk)

Fotos: Anselm Pallàs, CC BY-NC-ND 2.0



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