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13.09.2016
Japanische Präzisionsarbeit
Tadao Ando feiert 75. Geburtstag
Von Stephan Becker
Seine Website ist verwaist und die Auszeichnung mit dem Pritzkerpreis nun auch schon 20 Jahre her: Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es um Tadao Ando etwas ruhiger geworden ist. Doch der Schein trügt, denn seit seinem 70. Geburtstag vor fünf Jahren konnte er so vielfältige und wichtige Projekte wie das Grassi-Theater für François Pinot, die Ranch von Tom Ford und das Hansol-Museum in Südkorea errichten. Außerdem stehen aktuell unter anderem ein Apartmentgebäude in New York und ein Museum in Paris in den Auftragsbüchern.
Wenn Tadao Ando also heute seinen 75. Geburtstag feiert, dürfte der japanische Altmeister wie eh und je gut beschäftigt sein. Seine mediale Abstinenz führt nämlich auf die falsche Fährte: Als früherer Profiboxer und LKW-Fahrer liegen ihm körperlich erfahrbare Realitäten wahrscheinlich einfach näher. Kein Wunder, dass er vor allem für seinen Sichtbeton und die architektonische Präsenz seiner Räume berühmt ist – wenn auch dieser Präsenz ein fast schon metaphysischer Minimalismus zu Grunde liegt. Keine Wand und kein Fenster ist da zu viel, jede Linie sitzt – sein Werk darf als Inbegriff einer typisch japanischen Präzisionsarbeit gelten, der bis heute viele Architekten des Landes anhängen.
Während sich sein Oeuvre inzwischen vor allem durch Sakral- und Kulturbauten auszeichnet, ist der New Yorker Luxusbau natürlich bei weitem nicht Andos erster Ausflug in die Architektur des Wohnens. Bereits eines seiner frühen Meisterwerke, das Azuma House in Osaka, kann stellvertretend für eine Vielzahl kleinerer Privatbauten am Beginn seiner Karriere genannt werden. Dass jene frühen Entwürfe der zeitgenössischen Architektur junger japanischer Büros viel näher stehen als seinen späteren Großprojekte, zeigt dabei lediglich, wie visionär sein Werk damals war.
Teaserbild: Christopher Schriner / CC BY-SA 2.0
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Tadao Ando bei der Eröffnung der Langen Foundation, Foto: Christopher Schriner, CC BY-SA 2.0
Azuma-House in Osaka von 1976, Foto: Unbekannt / Wikimedia / CC BY-SA 3.0