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03.11.2021
Kinetischer Symbolraum für Babyn Jar
Synagoge in Kiew von Manuel Herz Architekten
7
latimer | 04.11.2021 20:08 UhrKinetik
Ich verstehe, dass man, wie @aja über diese Position erstmal irritiert ist, denn die Arbeit entspricht so gar nicht dem klassischen (und nicht nur Deutschem) Verständnis eines Manmals.
Doch hätte Manuel Herz das Buch kaum realisieren können, wen die jüdischen Verbände das nicht gutheißen würden - sind sie doch letztlich die entscheidende Instanz bei solchen Denkmälern.
Gerade hier sind Kinetik und Farbigkeit thematisch bestechend. Denn sie sind die Loslösung vom trauernden reinen Denkmal, hin zu einer Metapher von dem, was einmal war und hätte weiter sein können. Doch das Buch wurde geschlossen. Gleichzeitig ist dieser Bau ein positives Zeichen für den Facettenreichtum der jüdischen Gemeinden - irritierend schön!
6
aha | 04.11.2021 19:27 Uhr@6
Also ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen: Der temporäre Charakter des Bauwerks ist absolut vergleichbar mit der Position, in der sich jüdische Gruppen seit hunderten von Jahren befinden. Das dazwischen dann Kultur und Ritual stattfindet - flüchtig eben - ist wunderbar und der Grund, dass die Religion überleben konnte.
Absolut ehrlich und eine tolle Abbildung. Ganz stark!
5
aja | 04.11.2021 17:59 Uhrschrecklich!
babyn jar steht für eines der schrecklichsten verbrechen der menschheitsgeschichte. hier wurden in 48 stunden über 30.000 kinder, frauen und männer auf bestialischste weise umgebracht (11 menschen jede minute!!!). kann man sich das überhaupt vorstellen? das weinen, schreien, die aussichtslosigkeit, die schüsse, die schüsse, die schüsse ...
ich finde es todtraurig, daß sich eine kleine, private organisation um das andenken des tatortes kümmern und bemühen muß - für mich muß babyn jar ein unesco welterbe und damit aufgabe von uns allen sein.
wie passt nun dieses kynetische klappgebäude dazu?
was hat dieser ort mit pop-up büchern, leichtigkeit, einem performativen, geradezu spielerisch-leichten ansatz zu tun?
in meinen augen gar nichts! im gegenteil - ich schäme mich als architekt dafür.
dieser ort ist alles aber sicher nicht - wundervoll???zauberhaft???magnifique???märchenhaft???
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claus | 03.11.2021 23:59 Uhrwundervoll
lebensbejahend, frei und leicht.
Ich kann mir keine schönere Lösung vorstellen.
Die von Manuel Herz konzipierte Synagoge in Babyn Yar lässt sich auf- und zuklappen wie ein Buch.
Im geschlossenen Zustand ist der Holzbau nur wenige Meter breit.
Bei voller Öffnung entfaltet sich ein sakraler Raum mit Lesepult und Balkon.
Der außergewöhnliche Bau bietet einen Ort für Rituale und kollektives Gedenken.
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claus | 09.11.2021 11:02 Uhr@aja
Ich kann ihren einwand gut nachvollziehen.
Allerdings sehe aber nicht, dass hier der horror und das leid der ermordeten konterkarriert wird. Vielmehr ist dieser ort in meinen augen ein geradezu trotziges zeichen des übelebens. Dass es eben unsere groß- und urgroßeltern nicht geschafft haben, das jüdische leben in europa auszulöschen.