Spektakulär sieht die Synagoge in Bayreuth auf den ersten Blick nicht aus. Dafür ist die Geschichte des Hauses umso interessanter. Denn es handelt sich um die älteste noch genutzte Synagoge aus der Barockzeit in Deutschland. 1759 bezog die Gemeinde das Haus, das im frühen 18. Jahrhundert als Vorgängerbau der heutigen Oper errichtet worden war.
Die Nazis verwüsteten die Synagoge in den Novemberpogromen 1938, doch weil das Haus direkt neben dem Markgräflichen Opernhaus steht, wurde es nicht in Brand gesetzt. Einige Jahre später – so wird vermutet – war es wiederum die Oper, die die Synagoge vor der Zerstörung durch die Alliierten schützte. Die Gemeinde zog direkt nach dem Krieg wieder in das Haus ein, später folgten innen und außen pragmatische Umbauten.
Im Sommer 2016 schlossen Wandel Lorch Architekten (Frankfurt / Saarbrücken) die Sanierung und den Umbau der Synagoge ab. Im Juni dieses Jahres konnte sich die Gemeinde schließlich über die Bayerische Denkmalschutzmedaille freuen, die dem Spiritus Rector des Umbaus, Felix Gothart, für die Israelitische Kultusgemeinde verliehen wurde.
Die Architekten rekonstruierten nicht, sondern sanierten behutsam, auch mit Blick auf die jüngere Geschichte des Hauses. So wurden beispielsweise die geschossübergreifenden Rundbogenfenster an der Eingangsseite nicht wiederhergestellt. Stattdessen wird die in der Nachkriegszeit entstandene Lochfassade nun durch eine geschossübergreifende Rundbogenfasche zusammengefasst. Auch das Hauptportal und das Innere zeigen sich in zeitgenössischem Gewand. Raumproportionen und Sichtbezüge wurden „optimiert und rituell verfeinert“, schreiben die Architekten. Besonderen Wert legten sie auf die Sanierung des Dachstuhls, die mit großem Arbeitsaufwand verbunden war.
Die Synagoge ist das zweite von insgesamt drei Bauprojekten der Jüdischen Gemeinde in der Altstadt von Bayreuth. Bereits vor acht Jahren bauten Wandel Lorch eine neue Mikwe. Gegenüber der Synagoge ist die Gemeinde aktuell mit der Sanierung des Hauses Münzgasse 9 beschäftigt, das bis 2013 Sitz des Iwalewahauses – einer Forschungseinrichtung der Uni – war. Verantwortlich für den Umbau des barockisierenden Jungendstilbaus zu einem Kulturzentrum sind Kister Scheithauer Gross Architekten aus Köln. (gh)
Fotos: Norbert Miguletz
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
mehmet | 31.10.2018 17:03 Uhr@Peter
völlig Recht hast du. Das kann man sich in Postdamm am Cecilienhof ansehen, da wurden alte und neue Ziegel gekonnt so gemischt, dass es einfach gut aussieht. eine kleine Farbvarianz kann auch nicht schaden. das sieht sonst wirklich nach 3d-bild auch.