155 Kilometer lang und zwischen 20 Metern und 2,5 Kilometern breit: so ließe sich der ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifen in und um Berlin in Zahlen beschreiben. Die einzelnen Schicksale der Innerdeutschen Grenze lassen sich weder in Zahlen noch in Worte fassen.
Im Rahmen der Ausstellung „Neues Licht auf das Sperrgebiet“ im Deutschen Architektur-Zentrum (siehe BauNetz-Meldung zur Ausstellung vom 7. Juli 2009) findet am kommenden Mittwoch eine Diskussion über mögliche Perspektiven für den ehemaligen Grenzstreifen rund um West-Berlin statt. Das Terrain soll zugänglich gemacht werden, der Verlauf der Mauer markiert und das historisch beladene Gebiet zu einer positiven Landschaft transformiert werden. Im Fokus der Debatte steht der Weg zu einem übergreifenden Konzept für das gesamte ehemalige Sperrgebiet.
Es diskutieren:
- Joyce van den Berg (Van den Berg Landscape, Amsterdam)
- Maria Ippolita Nicotera (studio eu, Berlin)
- Henner Winkelmüller (Mola Winkelmüller Architekten, Berlin)
- Axel Klausmeier (Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Berlin)
- Rainer Klemke (Senatskanzlei Berlin - Kulturelle Angelegenheiten)
- Michael Cramer (Bündnis 90/Die Grünen, Initiator des Mauerradwegs)
Das Symposium wird von Dietmar Leyk (Iwa Leyk Wollenberg Architekten) moderiert.
Termin: 22. Juli 2009, 19 Uhr
Ort: Deutsches Architektur-Zentrum Berlin, Köpenicker Straße 48/49, Taut-Saal
Zum Thema:
www.daz.de
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Jörg Kempf | 19.07.2009 14:24 UhrChance längst vertan
Wer als Neugieriger nach Berlin kommt (vielleicht gerade als jüngerer Mensch, der die Berliner Mauer nie intakt erlebt hat), um einen Blick auf das zu richten, in dem sich wie in kaum etwas anderem moderne deutsche (und Welt-) Geschichte manifestierte, der findet enttäuschenderweise nur bis zur Unkenntlichkeit zertrümmerte, klägliche Reste. Reste, die einem nicht einmal eine leise Ahnung davon vermitteln, wie brutal der Einschnitt in der Stadt wirklich gewesen ist und konsequenterweise, welch ein Segen und was für eine bemerkenswerte Leistung seine friedliche Überwindung darstellt. Wenn ich jeden Tag die Bernauer entlang - und mittlerweile am x-ten Erinnerungs- und Infoneubau - vorbeifahre, dann frage ich mich schon mal, warum es uns so oft nicht gelingen will, die wahren Orte unserer eigenen Vergangenheit zumindest teilweise authentisch und unkommentiert zu bewahren. Und sei es auch nur, damit die, die sie nicht selbst erlebt haben, sich dort die jüngere Geschichte vergegenwärtigen können.
Wir polieren anscheinend lieber den ohnehin matten Glanz der letzten Kaiserzeit auf und stellen uns zum nationalen Scheitern verurteilte Aufgaben zum "Einheitsdenkmal", als einfach reale Monumente unserer Zeit verträglich aber würdevoll für uns selbst (und den Rest der Welt) zu erhalten. In dem Bemühen, sie zu zerstören, wiederholt sich Geschichte.