Die klassische Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts konzentriert sich oft auf die Nationalstaaten als wichtigste Form der Gemeinschaftsbildung. Ein kostenfreies und allgemein zugängliches Symposium im Rahmen der documenta 14 in Kassel will dies nun hinterfragen. Dazu wird die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts als Geschichte der Lager erzählt. Die Überlebenden des Völkermords an den Armeniern zwischen 1915 und 1923 gelten den Initiatoren als erste Flüchtlinge, die internationale humanitäre Hilfe erhielten. So entstanden Lager, wie sie heute „von Beirut bis Calais, von Lesbos bis Zaatari“ zu finden sind. Jahrzehntelang bestehende Lager werden zu „Stadtteilen und Flüchtlinge zu Bewohnern einer Volkswirtschaft“.
Das Symposium unter dem Titel „Das Jahrhundert der Lager: Flüchtlingswissen und Formen der Souveränität jenseits des Nationalstaats“ wird veranstaltet vom Arab Fund for Arts and Culture (AFAC) und dem Parlament der Körper – den öffentlichen Programmen der documenta 14. Verantwortlich für die Veranstaltung ist Rasha Salti. Neben Aktivisten aus Flüchtlingslagern, Künstlern und Schriftstellern nehmen am offenen Diskussionsforum auch Architekten wie Lorenzo Pezzani (London) und Jad Tabet (Beirut/Paris) teil. Dem Kurator der öffentlichen Programme der documenta 14, Paul B. Preciado, geht es dabei auch um eine respektvolle Begegnung: „Anstatt Geflüchtete zu Opfern zu machen, versucht das Symposium im Rahmen des Parlaments der Körper, aus der historischen Erfahrung des Widerstandes, des kollektiven Kampfes und dem Leben Geflüchteter zu lernen.“
Symposium: 12. August 2017, 18-22 Uhr und 13. August, 12-15 Uhr
Ort: Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Zum Thema:
www.documenta14.de
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