Die Gewinnerin des Swiss Architectural Award 2022 steht fest: Unter den 26 Kandidat*innen aus 14 Ländern entschied sich die Jury einstimmig für die Gründerin des Pekinger Büros DnA Design and Architecture Xu Tiantian. Ihre drei eingereichten Projekte – die Umnutzung der Jinyun-Steinbrüche, die Revitalisierung einer Brücke sowie eine Tofufabrik – überzeugten das Preisgericht unter Vorsitz von Mario Botta durch ihren behutsamen Umgang mit dem ruralen Kontext in der südchinesischen Provinz Zhejiang.
Xu Tiantian konnte in der Vergangenheit bereits mehrfach mit ihren Revitalisierungsprojekten in der gleichen Gegend auf sich aufmerksam machen, darunter das Maritime Museum, das Museum of Poetry und das Museum der Seidenproduktion. Auch in der Baunetzwoche#510 haben wir über die behutsamen, oft bescheidenen Eingriffe in der Region Songyang der Provinz Zhejiang berichtet, die die Dorfgemeinschaften gegen eine Abwanderung in die Städte stärken sollen.
Mit der Entwicklung von neuen Nutzungskonzepten für die Steinbrüche im Xiandu-Tal wurde Xu Tiantian 2021 beauftragt. Ein Jahr später wurden die ersten Interventionen, die Raum für kulturelle und soziale Aktivitäten schaffen sollen, fertiggestellt. Auch auf der einst verlassenen Brücke Shimen sollen die Menschen zusammenkommen. Die als Teil des chinesischen Pavillons zum Thema „Building a Future Countryside“ auf der Biennale in Venedig präsentierte Brücke verbindet zwei Dörfer und schafft einen neuen öffentlichen Raum. Den Zusammenhalt der Gemeinschaft stärken soll gleichermaßen die Tofufabrik in dem kleinen Dorf Caizhai. Sie verteilt sich auf mehrere kleine Holzhäuser und wird von einer eigens gegründeten Kooperative betrieben, sodass die Gewinne im Dorf bleiben.
Der mit 100.000 Schweizer Franken dotierte Preis, der alle zwei Jahre an jüngere Architekt*innen vergeben wird und vor zwei Jahren an das Pariser Büro Bruther ging, wird am 4. Mai 2023 im Auditorium des Teatro dell’architettura Mendrisio der Università della Svizzera italiana übergeben. Gleichzeitig wird damit die Ausstellung der eingereichten Werke eröffnet. Die achte Ausgabe des Schweizer Architekturpreises wurde von der Fondazione Teatro dell'architettura mit der organisatorischen und operativen Unterstützung der Università della Svizzera italiana – Accademia di architettura (USI) gefördert. Ebenso arbeiteten erneut die drei Schweizer Architekturfakultäten der USI Lugano, der ENAC Lausanne sowie der ETH Zürich zusammen, deren Dekan*innen und Direktor*innen in der Jury vertreten waren. (dsm)
Fotos: Wang Ziling, Han Dan, Xu Meng